Hallo Ihr Lieben. 
Viel zu lange hat es mir in den Fingern gekribbelt, Heidelberg mal wieder zu verlassen. Nun habe ich diese Möglichkeit wieder. Neue Arbeit und Jobticket, womit ich im Rhein-Neckar-Raum unterwegs sein kann.
Von der Arbeit braucht es auch Abwechslung. Um also auf  andere Gedanken zu kommen, versuche ich einen Tag in der Woche die Gegend zu entdecken.
Von den drei AusflĂŒgen, die ich im Februar gemacht habe, möchte ich Euch berichten.

 

Meine erste Tour fĂŒhrte am 08.02. ins benachbarte Hessen.
Eher planlos fuhr ich am Nachmittag zum Hauptbahnhof und entschied spontan, wo es hingehen sollte. Warum nicht mal wieder das Neckartal? Ich wartete auf die S-Bahn, die schließlich mit 30 Minuten VerspĂ€tung eintraf. Hinein! Bereits hinter dem Karlstor bemerkte ich den ziemlich angeschwollenen Neckar. Hochwasser! Leinpfad und ParkplĂ€tze in Ziegelhausen abgesoffen. WĂŒrde mein Plan aufgehen und der kleine Weg in Neckarsteinach passierbar sein?
Er wĂŒrde! gegen  17 Uhr erreichte ich den Bahnhof des kleinen hessischen StĂ€dtchens und spazierte gemĂŒtlich zum Fluss. Der Weg war frei, aber in einem eher ungewohnten Zustand.

Matsch und Mitbringsel statt Asfalt. Es begann leicht zu Nieseln – was mich auch auf den beiden kommenden Touren noch begleiten sollte. Ich setzte mich auf einen Ankerpöller und beobachtete; fotografierte ein wenig. Auf dem reißenden Fluss waren ein paar SchwĂ€ne unterwegs. Sie hatten den gefluteten Parkplatz an der SteinachmĂŒndung erobert und schwammen munter umher.

Die Zeit verstrich langsam und ich spazierte weiter; passierte den kleinen Gebirgsbach, der recht impulsiv dem Neckar zustrebte. Überall Rauschen. Kleinere Wellen brandeten gegen die Bordsteine des Neckarlauer-Parkplatzes. Sand und Schuttbrocken, wo sonst Autos parken.

Die SchwĂ€ne begleiteten mich weiter. Ich setzte sie mit verschiedenen HintergrĂŒnden in Szene, so auch mit dem Stauwehr etwas flussaufwĂ€rts.

Es nieselte weiter. Die Regentropfen zauberten kleine Diamanten an die kahlen Zweige der BĂ€ume an der Promenade.

All das wĂ€hrend langsam die AbenddĂ€mmerung hereinbrach und meine „alte Dame“ immer mehr an ihre technischen Grenzen kam. So schlenderte ich langsam zum Bahnhof zurĂŒck, den Kopf frei von unnötigen Gedanken, stattdessen mit einem Ohrwurm, den ich still vor mich her summte:
„För dom Ă€r fina, vi Ă€r fula – Dom Ă€r glada, vi Ă€r sura – Dom Ă€r nöjda, vi vill mera – Åh, jag önskar att vi var flera“
Seit langem hatte ich dieses Lied  – „Kom Tilda“ von Laleh – nicht mehr gehört, jetzt geisterte es durch mein Hirn und fraß sich fest. So passend! Passend zu meinem GemĂŒtszustand, passend zu Wetter. All das wĂ€hrend ich fast allein war. Nur ein paar Ă€ltere Besucher, die das Hochwasser begutachteten. Ich in Gedanken; ganz bei mir.
Das setzte sich wĂ€hrend der Busfahrt zurĂŒck nach Heidelberg fort.
Ich hatte es so lange ersehnt; genoss jede Minute dieser kaum 3-stĂŒndigen Abkehr vom Alltag.

Eine arbeitsreiche Woche verging. Endlich Urlaub, wenn auch nur drei Tage. Wo sollte es nun hingehen? Lange stöberte ich auf Google Maps, ehe mir ein Ziel in den Sinn kam.
Da war doch diese Stadt auf dem Berg, die ich wĂ€hrend meiner NĂŒrnberg-Besuche von der Autobahn aus gesehen hatte. Waldenburg! Nix wie hin! Am Morgen des 15.02. fuhr ich erneut zum Bahnhof und organisierte mir ein Baden-WĂŒrttemberg-Ticket. Und wieder machte mir die Bahn einen Strich durch die Rechnung. Der ausersehene Zug nach Heilbronn fiel gleich komplett aus. GlĂŒck im UnglĂŒck gab es da aber mehrere Möglichkeiten. Also in die S-Bahn nach Mosbach. GemĂŒtlich ging es am Neckar entlang. In Mosbach-Neckarelz angekommen stand am gegenĂŒberliegenden Bahnsteig die Bahn nach Heilbronn bereit und ich fuhr weiter am Fluss entlang gen SĂŒdosten – nahm dabei noch die Heilbronner Innenstadt mit. Am Hauptbahnhof wechselte ich bei sonnigem Wetter in die Westfrankenbahn – einen zweiteiligen Dieseltriebwagen. Durch ein weites Tal ging es nach Osten. Nach einer lĂ€ngeren Weile erspĂ€hte ich mein Ziel. Ausstieg am Bahnhof und Wechsel in den Bus, der mich auf den Berg brachte.
Endlich da! Erkunden! Und Nieselregen. Die vielen Hinweistafeln fand ich sehr schön. Die Stadt hat sich ganz auf Tourismus eingestellt und tut sehr viel dafĂŒr. Ein kleiner Rundgang zum Schloss und durch den Ort. Es wurden viele – zu viele! – Bilder. All die neuen EindrĂŒcke wollte ich festhalten. So auch den markanten Lachnerturm und die Überreste der Festungsanlage.

Begeisterung pur! Ich umrundete die Bergfestung auf einem gemĂŒtlichen Weg und genoss die vielen Ausblicke auf die Hohenloher Ebene. An jeder Wegbiegung etwas Neues. War es an der Ostflanke noch schön gemĂŒtlich, so blies mir auf der Westseite ein starker Wind ins Gesicht. Und Wolken zogen auf, die ihre nasse Fracht ĂŒber dem nahegelegenen Neuenstein abluden und bedrohlich nĂ€herkamen.

Da stand ich nun auf dem selbstbetitelten „Balkon Hohenlohes“ und duschte erstmal ungewollt. In einem massiven  Torbogen suchte ich Schutz. Unterdessen behielt ich das Regenradar im Blick. Es wĂŒrde nur ein kurzer Schauer sein. Minuten spĂ€ter verließ ich meinen Unterschlupf und setzte meinen Spaziergang mit breitem Grinsen fort. Der Sonne-Wolken-Mix sorgte fĂŒr wunderschöne Kontraste in der Landschaft.

Nach knapp 2 Stunden begab ich mich auf den RĂŒckweg vom Berg zum Bahnhof. Dabei wollte ich unbedingt noch den markanten Blick auf Waldenburg festhalten. Kurz vor der Autobahn gelang mir das schließlich.

Die kleine Waldenburg-Runde gibt es auf meinem Komoot-Profil zu sehen.
Noch war die Reise nicht zuende. Nicht weit weg von Waldenburg findet sich ein weiteres besonderes Bauwerk – die KochertalbrĂŒcke, die in 180 Metern Höhe den gleichnamigen Fluss ĂŒberspannt und die Autobahn 6 trĂ€gt. Die Fahrt darĂŒber ist das Eine – mit flauem GefĂŒhl und eher mĂ€ĂŸiger Sicht ins Tal – darunter zu stehen etwas Anderes. Via SchwĂ€bisch Hall fuhr ich mit dem Bus in das kleine Dörfchen Geislingen. Hier hatte ich mich mit einer Freundin verabredet. Die verbleibende Zeit nutzte ich fĂŒr eine kleine Rund zu Fuß. Erneut kam die Sonne heraus, wĂ€hrend ich ĂŒber den Schutzdeich am Kocher entlangspazierte und mich der BrĂŒcke nĂ€herte. Ein wuchtiges Bauwerk und doch so grazil in der Landschaft.

Meine Freundin nahm mich im Auto mit und wir fuhren direkt unter die BrĂŒcke. Ein GefĂŒhl von Erhabenheit ob der riesigen Pfeiler, die ich mit dem 11mm-Objektiv geradeso einfangen konnte. Da fĂŒhlt man sich klein.

Von hier fuhren wir langsam zurĂŒck nach SchwĂ€bisch Hall. Sollte doch spĂ€ter von hier mein Zug zurĂŒck fahren. Eine wunderschöne Stadt im engen Kochertal. Bei letzten Sonnenstrahlen machten wir eine kleine Runde durch die Stadt. Bald brach der Abend herein und der fast volle Mond ging ĂŒber den DĂ€chern auf.

Der Bahnhof verdient seine Namen kaum. Ein einziges Gleis fĂŒr beide Richtungen und ein heruntergekommenes HauptgebĂ€ude, das schon sehr viel bessere Zeiten gesehen hat.
Und plötzlich das GefĂŒhl, in der Pampa zu sein. Erneut fiel ein Zug aus. SĂ€mtliche Überlegungen, anders nach Heilbronn zu kommen, verwarf ich alsbald. WĂ€hrend meine Freundin ihren Heimweg antrat stand ich fast eine Stunde in der KĂ€lte und wartete auf den nĂ€chsten Zug. Die Nacht war lĂ€ngst hereingebrochen als der rote Triebwagen kam, der mich zurĂŒck in die Zivilisation brachte. Kein Wunder, dass hier sowenige Bahn fahren, bei der bescheidenen Anbindung. Via Heilbronn ging es schließlich zurĂŒck nach Heidelberg. Nach 14 Stunden war ich zurĂŒck daheim – voller vieler neuer EindrĂŒcke und ziemlich fertig.

Eine weitere Woche spĂ€ter. Komischerweise gab es zwischendurch auch sonnige Tage – immer dann wenn ich arbeiten durfte.
Wohin an diesem 22.02.? In bekannte Gefilde. Erneut startete ich am Heidelberger Hauptbahnhof. Dieses Mal aber mit dem Bus. Wollte mal sehen, wie abgelegen mein Arbeitsplatz wirklich ist. Ja! Sehr abgelegen und ohne Auto nur schwer erreichbar. Wie gut, dass es das Ruftaxi gibt.
Erste Station Schwetzingen. Wie schon zuvor begleitete mich auch hier Nieselregen auf meiner 20-minĂŒtigen Runde ĂŒber den Schlossplatz. Eine im wahrsten Sinne majestĂ€tische Anlage das Schloss und die umliegende Gegend. Zeit fĂŒr ein paar Bilder mit Schloss und architektonischen Kontrasten.

Hatte mich der 717-er Bus bis hierher gebracht, so nahm ich erneut in ihm Platz und fuhr weiter. Eine gute Stunde durch Orte, die ich bisher nur von der Arbeit kannte – Ketsch, Hockenheim, Reilingen, Neulußheim & Altlußheim; vorher bereits Oftersheim. Allesamt mittelgroße Orte sĂŒdlich von Mannheim und eher SchlafstĂ€tten fĂŒr die Unternehmens-Mitarbeiter im Rhein-Neckar-Dreieck.
Kurz vor dem Ziel ging es ĂŒber die modernisierte SalierbrĂŒcke ĂŒber den Rhein. ZurĂŒck in Speyer, nach vielen Jahren. Und wieder Regen. Ob des besonderen Datums – 22.02.2022 – waren ein paar Hochzeirspaare in der Stadt. Ich beachtete sie kaum und machte eine kleine Runde um den beeindruckenden Dom. In den Mauern Überreste vergangener Zeiten.

Auch das Innere dieses Bauwerkes schaute ich mir an. Man fĂŒhlt sich unter den riesigen Gewölben so winzig und unbedeutend. Innehalten.

Vom Dom ging es ĂŒber regennasse Pflasterstraßen nach Westen zum Altpörtel, einem frĂŒheren Stadttor mit markantem Turm. Richtig Betrieb in der Stadt, kein Vergleich zum gĂ€hnend leeren Schwetzingen. Blicke nach vorn, Blicke zurĂŒck zum Dom. Zwischendurch eine kurze Pause in einer BĂ€ckerei.

Eher zufĂ€llig entdeckte ich, dass auf meinem Weg zum Speyerer Hauptbahnhof auch das Grab Helmut Kohls liegen wĂŒrde. So besuchte ich dieses. Es ist eher unscheinbar in einem langsam verwilderten Park an der RĂŒckseite einer kleinen Kirche gelegen. Auch wenn ich diesen PfĂ€lzer nie recht leiden konnte, hat er doch meine ganz persönliche Geschichte beeinflusst und ein wĂŒrdiges Grab verdient. 

In der AbenddĂ€mmerung fuhr ich mit der S-Bahn zurĂŒck nach Heidelberg. Wieder voller neuer EindrĂŒcke.

Und damit endet meine kleine Reise durch den Februar. Auch im MĂ€rz möchte ich wieder unterwegs sein; Neues und Bekanntes erkunden; den Kopf fĂŒr ein paar Stunden frei bekommen. Gerade jetzt tut dies sehr gut und ist wichtig.
Wir schreiben den 715. Tag der Corona-Pandemie und den 4. Tag des unsĂ€glichen Angriffs Putin’scher Truppen auf die Ukraine. Da ist eine kurze Flucht vonnöten.

Auf bald!

— SnusTux|RenĂ© M. – 27/02-2022