Ein neues Jahr hat begonnen. Zeit, meine kleine Serie fortzuführen.
Wir reisen knapp 190 Kilometer nach Norden. Kalt ist es weiterhin. Der Schnee des Belchen ist Eisschollen auf dem Neckar gewichen.

Und damit willkommen zur Januar-Geschichte des Jahres 2023.

Montagmittag, der 23. Januar 2017. Dunst liegt über der Stadt und lassen das Schloss beinahe verschwinden. Eisschollen schwimmen auf dem Neckar. Hinter den Türmen der Alten Brücke blitzen Schneereste hervor.
Ein kurzer Moment des Innehaltens auf dem Leinpfad.

Hei – del – berg – langsam murmle ich diese drei Silben vor mich hin und lasse sie in mich hineinsickern. Ein wohliger Schauer fährt durch meinen Körper – selbst jetzt noch.
Wie Ihr wisst, ist Sprache eine meiner Passionen. Silben, Worte und Satzkonstruktionen haben es mir angetan. In besagtem Fall ist es dieses Wort – dieser Begriff der meine Heimatstadt benennt. Es muss irgendwann in den 90-ern gewesen sein, als ich den Begriff „Heidelberg“ erstmals bewusst wahrnahm. Er klang für meine damaligen Ohren gut, regelrecht positiv. Und er erweckte in mir Assoziationen. Nahezu zeitgleich kam eine weitere Beschreibung hinzu: ein Schloss und eine Altstadt, sehr malerisch gelegen. Ich träumte. Und ich schaute mir Landkarten und Atlanten an (an eine Satellitenansicht in diesem „Internet“ war noch lange nicht zu denken – Atlanten waren der Quell unserer Träume in den 90-ern). Irgendwo ganz weit weg von Dresden, tief im Südwesten lag diese Stadt also. Im Geografieunterricht durften wir die Namen der deutschen Mittelgebirge auswendig lernen „Schwarzwald, Schwäbische Alb, …, Spessart, Odenwald, …“ – was für ein komischer Name für ein Gebirge, irgendwie langweilig und eigenschaftslos. Das Jahr 2000 kam, in Dresden war schwer an Arbeit zu kommen und die Zukunft ungewiss. Gerade für meine Eltern, die die Nachwendezeit gemeistert hatten, sah es düster aus. Mitte Vierzig und kaum eine Perspektive. Durch eine glücklichen Zufall erhielt mein Vater im Frühling des Jahres eine Stelle als Hausmeister in einem kleinen Dorf – im Odenwald! Kurz nach meinem Abitur zogen wir schließlich in ein weiteres Odenwalddorf – nach Wilhelmsfeld. Da war ich nun, in dem Gebirge mit dem komischen Namen, nahe der Stadt mit dem wohlklingenden Namen. Wohl sehr bald darauf besuchten wir erstmals die große Stadt – meine Träume trafen die Realität. Und ich erschauderte ein wenig und war begeistert ob dem, was ich zu Gesicht bekam. Der Fluss – die hutzeligen Häuser – mehrere hohe Kirchtürme – und schließlich protzig und filigran zugleich die Ruine des Schlosses darüber. Die Stadt hatte mich gepackt. Mit den Jahren schwand das Idyll etwas. Es reichte aber eine abendliche oder morgendliche Fahrt am Neckar entlang – mit angestrahltem Schloss – um mir wohlige Schauer durch den Körper zu jagen.
Diese Faszination für Heidelberg, das weit mehr zu bieten hat, als Altstadt und Schloss, möchte ich Euch in diesem Kalender und den zugehörigen Geschichten näherbringen.

Doch zuerst ein paar harte Fakten.
So beginnt der Wikipedia-Artikel über die Stadt:

„Heidelberg [ˈhaɪ̯dl̩bɛɐ̯k] ist eine Großstadt mit 159.245 Einwohnern (31. Dezember 2021) im deutschen Bundesland Baden-Württemberg. Die Stadt liegt am Neckar an der Stelle, wo dieser den Odenwald verlässt und in den Oberrheingraben eintritt. Die ehemalige kurpfälzische Residenzstadt ist bekannt für ihre malerische Altstadt, ihre Schlossruine und die Ruprecht-Karls-Universität, welche die älteste Hochschule auf dem Gebiet des heutigen Deutschland ist. Die Stadt zieht Besucher und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an.“

Das fasst mein Gesagtes recht gut zusammen und verweist auf ein paar weitere Themen, über die ich  Euch im Laufe des Jahres erzählen möchte. Desweiteren ist erwähnenswert, dass unser Oberbürgermeister Eckart Würzner heißt – der vor wenigen Wochen für seine dritte Amtszeit gewählt wurde – die Stadt der Metropolregion Rhein-Neckar ist und insgesamt 15 Stadtteile hat. Wohl in kürze wird die Bahnstadt die Trophäe des jüngsten Stadtteils an das Patrick-Henry-Village, eine frühere Siedlung der amerikanischen Soldaten und bisher Teil von Kirchheim, verlieren.
Durch die Lage am Oberrheingraben und die vielen, sonnigen, Westhänge ist der Weinbau hier sehr präsent. Heidelberg – eine Stadt zum Wohlfühlen, eine Stadt mit viel Geschichte und vielen Anekdoten. Heidelberg – eine Stadt im Wandel.
Kommt mit auf diese Reise. Lernt mit mir die Stadt kennen. Anders als in den Vorjahren werden diese Geschichten eher Text-lastig.

Hier sind die technischen Daten zum Bild:
Datum & Uhrzeit: 23.01.2017, 13:12 Uhr
Kamera: Nikon D300S
Objektiv: Sigma 17-70 OS
Brennweite: 31mm
Blende: f/4
Verschlusszeit: 1/1500s
ISO-Wert: 200

Der auf dem Leinpfad wurden früher die Schiffe Neckar-aufwärts gezogen. Solche, als „Treidelpfade“ bekannten Wege finden sich an vielen Flüssen.

Im Februar wandern wir nach nach Osten und überqueren die Alte Brücke.

Bis dahin,

— SnusTux|René M. – 01/01-2023 (31.12.2022)