2020 – ein merkwürdiges Jahr geht zuende.
2020 – das Jahr, in dem das Virus uns alle beschäftigt. Das wird es auch noch weiter tun.
2020 – das Jahr, in dem ich trotz allem wieder viel unterwegs war und in dem viele Bilder entstanden sind.
In Fortführung des letztjährigen Artikels möchte ich Euch hier eine weitere Jahresreise in 12 Bildern präsentieren, die mir viel bedeuten. Kommt gern mit.
Meine erste Reise führte mich im Januar zurück in die alte Heimat nach Dresden. Gemeinsam mit meiner Mutter erkundete ich die Stadt neu. Am 11.01. setzten wir uns am Körnerplatz in die Standseilbahn und fuhren zum Luisenhof nach Oberloschwitz. Hier bot sich ein wunderbarer Blick über das Elbtal, mit der Loschwitzer Brücke – “Blaues Wunder” genannt – im Vordergrund und des Stadthäusern von Blasewitz dahinter. Kindheitserinnerungen…
Dazu später noch mehr.
Noch eine Brücke im Februar. Am 4. des Monats hatte das recht regelmäßige Winter-Hochwasser Heidelberg erreicht. Am Vormittag kam der Scheitel mit gut 4 Metern in der Stadt an. Genau um diese Zeit besuchte ich die Altstadt um dies zu dokumentieren. Unter der Alten Brücke herrschte “Land unter”, sodass die Fahrzeuge drüber fahren mussten. Der Spuk währte nur kurz, brachte mir aber ein paar schöne Aufnahmen.
Ich liebe die Astrofotografie. 2020 war diesbezüglich ein sehr ereignisreiches Jahr.
Besonders wird es, wenn zu vertrauten Ansichten weitere Objekte dazukommen. So geschehen am Abend des 24.03. – ich steckte mitten in der Vorbereitung meiner mündlichen Abschlussprüfung und brauchte ein bisschen Ablenkung. So spazierte ich in die Weinberge, im Wissen, dass demnächst etwas helles auftauchen würde.
Links der markante Orion, daneben die beiden Sternhaufen im Stier – Hyaden und Plejaden. Zwischen diesen beiden zieht die ISS auf dieser 6-Sekunden-Aufnahme hindurch. Dazu rechts unterhalb der Plejaden der sehr helle Abend”Stern” Venus. Deren Begegnung mit dem Siebengestirn verfolgte ich in den kommenden Wochen weiter.
Das Virus ist da. Ab Mitte März wurden Maßnahmen ergriffen um die Pandemie einzudämmen. Das führte zu umfangreichen Schließungen im Handel. Am Morgen des 17.04. dokumentierte ich das und zog mit meiner Ausrüstung durch eine fast leere Altstadt. Die Stimmung an diesem Freitag war sehr speziell – irgendwie unwirklich. Unterwegs fotografierte ich sehr viele Informationstafeln, wie auch diese am Universitätsplatz. Wenige Tage später kam wieder Leben in die Stadt – bis vor kurzem. Seit dem 16.12. ist wieder alles zu.
Es bleibt spannend.
Irgendwie passend zum April-Bild ist diese Aufnahme vom 21. Mai.
Gemeinsam mit ein paar Freunden besuchte ich einen “Lost Place” – verlassenen Ort – in der Region. Die genaue Bezeichnung gebe ich nicht Preis.
Eine besondere Stimmung beherrschte diesen Flecken. Spuren von Menschen. Trümmer, Schutt. Und doch Leben. Überall Pflanzen, die den Ort zurückeroberten. Neues Leben. Licht und Schatten, wie auf diesem Bild. Für mich war dieser Ausflug etwas sehr besonderes. Grusel gepaart mit Neugier. Und es entstanden sehr viele stimmungsvolle Bilder.
Den längsten Tag des Jahres nutzte ich für einen kleinen Ausflug in die Geigersheide zwischen Peterstal und Wilhelmsfeld. Wald genießen. Und Steine fotografieren. Diese Art von Wegweisern finden sich überall in der Region. Manche sind völlig verwittert, andere frisch aufbereitet. Wenn ich die Zahlen auf diesem Stein richtig lese, ist er 205 Jahre alt. Ein Stück Geschichte.
Am Abend des 12. Juli fand für mich ein weiterer astronomischer Höhepunkt statt. Zum allerersten Mal in meinem Leben konnte ich einen Kometen mit bloßem Auge sehen. Einige Monate vorher war dieser Reisende mit der Bezeichnung C/2020 F3 (Neowise) entdeckt worden und es bestand die Möglichkeit, dass er sehr hell werden könnte. Ich verfolgte gespannt die weitere Entwicklung. Trotz schönen Wetters verzichtete ich auf die Morgensichtbarkeit, da in mir der Blick nach Nordosten durch den Königstuhl versperrt ist. Stattdessen begab ich mich in der Abenddämmerung dieses 12.07. in die Weinberge.
Es dauerte ein wenig, doch dann erspähte ich den hellen Punkt mit Schweif zwischen den Wolken am Nordwesthorizont. Mit der Kamera konnte ich ihn besser einfangen. Das gezeigte Bild ist ein Komposit aus 15 übereinander gelegten Einzelbildern, die zischen 23:34 und 23:37 Uhr entstanden. Kern und Schweif sind sehr gut zu erkennen.
6 Tage später ging ich erneut auf Kometenjagd. Nun war er schon deutlich blasser und kaum noch zu erkennen, gerade in der Lichtverschmutzung der Rhein-Neckar-Region. In den kommenden Tagen verschwand er langsam und war nur noch mit Ausrüstung zu sehen.
Für mich bleibt die Erinnerung an dieses beeindruckende Schauspiel.
Der August war von vielen Wanderungen und Spaziergängen in der Stadt geprägt. Ein Ziel hatte ich dabei lange vor Augen – auch bedingt durch eine neue Bekanntschaft – die Thingstätte am Heiligenberg.
Nach mehreren Wochen des Aufschiebens war es am 27.08. endlich soweit. Rauf auf den Berg, hin zum monumentalen Freiluft-Theater aus den 30-er Jahren. Geschichte atmen und doch die Entstehungszeit und den Ideengeber (Joseph Goebbels) kritisch hinterfragen.
Diese Wanderung wurde zu einer Höhepunkte-Sammlung für Heidelberg-Touristen. Neben der erwähnten Thingstätte führte unsere Tour über den Philosophenweg, zu Stephans- und Michaelskloster; am keltischen Ringwall vorbei zum Fuchsrondell – mit wunderschöner Aussicht auf Heidelbergs westliche Stadtteile – und abschließend noch zum Bismarckturm.
Ein Jahr ohne Bild vom Heidelberger Schloss ist möglich, aber eher sinnlos. Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Jahr dort oben war. Im Januar und Februar noch beruflich, später unzählige Male privat.
In Anknüpfung an die Wanderungen und Touren des August war ich auch im September viel unterwegs.
Gerade die besondere Lichtstimmung kurz vor Sonnenuntergang fasziniert mich immer wieder. So auch am Abend dieses 09. September. Zu Beginn meiner kleinen Runde beherrschten dichte Wolken und Regen die Szenerie. Erst spät lugte die tiefstehende Sonne durch. Sie tauchte die Scheffelterrasse in ein warmes Licht, während der Weinberg im Hintergrund und die Bäume im Vordergrund im Schatten lagen. Menschen beobachten unterdessen auf den Steinbögen den Sonnenuntergang.
Dieses Bild ist so besonders, dass ich ihm einen ausführlichen Text gewidmet habe. Es zeigt das Haus, in dem ich meine Kindheit und Jugend verbracht habe. Das Haus im Südosten Dresdens, aus dem ich im Juli 2020 fortzog um in der Rhein-Neckar-Region heimisch zu werden.
Entstanden ist es während meines zweiten Dresden-Besuches Anfang Oktober – genauer am Nachmittag des 02. Oktober. Tags darauf hatte ich 20-jähriges Abitreffen. Alles was in diesen Tagen passierte, beschäftigte mich sehr lange – tut es noch immer. Im erwähnten Artikel habe ich diese Gedanken aufgeschrieben. Dieses Bild und die Kindheitserinnerungen bleiben…
Es geht kaum passender. November – der Nebelmonat schlechthin! So auch dieses Jahr. Der Herbst war insgesamt recht grau und regnerisch. Erst zum Ende zeigte sich die Sonne desöfteren – meist von einem Nebelschleier verdeckt. Am Nachmittag dieses 26.11. gab es etwas besonderes – und Herbst-typisches – zu sehen. Eine Inversions-Wetterlage. Nebel in der Rheinebene und über einer scharfen Trennkannte klare Sicht und Sonnenschein. Meine kleine Wanderung führte mich vom Königstuhl zum Bierhelderhof. Oben auf dem Berg war die Kannte sehr deutlich zu sehen. Unten in der Stadt dicke Suppe, darüber wunderbare Sicht. Über dem Nebelmeer der Rheinebene konnte ich in der Ferne die höchsten Berge der Haardt sehen.
Dieses Bild entstand am Speyererhofweg, kurz vor Sonnenuntergang und ist für mich eine typische Herbstaufnahme.
Ein weiterer astronomischer Höhepunkt dieses Jahres. Die Große Konjunktion der Gasplaneten Jupiter und Saturn.
Ich hatte mir dieses Ereignis schon vor ein paar Jahren notiert, so selten und besonders ist es. Die Vorfreude war groß, am Abend des 21.12. die beiden Planeten nur 6 Bogenminuten (1/5 des Monddurchmessers) voneinander entfernt zu sehen.
Daraus wurde nichts. Der graue Herbst machte mir einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen ergriff ich den kleinen Strohhalm, der für den Abend des 16.12. klare Sicht nach Südwesten versprach. Kurzentschlossen schnappte ich meine Ausrüstung und zog an die südliche Stadtgrenze. Ich wurde belohnt. die beiden hellen Punkte links oberhalb der Bildmitte sind die Gasriesen. Der hellere Jupiter unten, der blassere Saturn links darüber. Und als Bonus noch die Mondsichel rechts unten. Diese bietet auch einen schönen Vergleich für den Abstand der beiden Planeten. Lag er doch an jenem Abend bei etwa einem Monddurchmesser.
Ich konnte noch ein paar Detailaufnahmen machen, soweit es meine Ausrüstung mit maximal 300 Millimetern Brennweite hergab.
Der 21.12. war dann regnerisch und grau, aber ich hatte meine Bilder dieser speziellen Planetenkonstellation im Kasten.
Danke, dass Ihr mich bis hierhin begleitet habt.
Möge das Jahr 2021 wieder voller Überraschungen sein. Dafür wünsche ich euch Alles Gute.
Schließen möchte ich mit einem schönen und passenden Satz von Frederik Braun vom Miniatur-Wunderland in Hamburg:
“Bleibt negativ, aber im Kopf positiv.”
— SnusTux|René M. – 30/12-2020