Und da bin ich auch schon wieder. Der Kontrast zum letzten Beitrag könnte kaum größer sein. Vor sieben Tagen noch in der beschaulichen und ruhigen Stadt Germersheim unterwegs, hat es mich dieses Mal in das Hochhaus-Mekka Frankfurt verschlagen. Alles nur (bzw. vor allem) wegen dieser kleinen Steine.
Dazu gehört eine Vorgeschichte:
Etwa Mitte 1991 (also vor sehr langer Zeit!) kam ich mit diesen kleinen Steinchen aus Billund in Berührung. Meine erste, jugendliche, Lego-Episode dauerte bis etwa 1997. Dann begann mein und Legos “dunkles Zeitalter”: Ich hatte kein Interesse mehr oder fühlte mich zu alt dafür, gleichzeitig wurden die Sets immer schlechter. Jahre vergingen So etwa 2007 oder 2008 holte ich den großen Karton aus dem Keller und verscherbelte einen Teil der Sets, besorgte mir gleichzeitig aber neue. Mir hatten es die, damals neuen, Modulhäuser angetan. Gleichzeitig eröffnete Lego eigene Läden zur Präsentation der ihrer Produkte. Zunächst nur in großen Städten und sehr weit weg vom Dorf.
Anfang 2009, mit der Eröffnung von “myZeil” in Frankfurt bekam ich ein solches Geschäft in meiner Nähe. Dieses besuchte ich kurz vor Weihnachten desselben Jahres. In der darauffolgenden Zeit ließ das Interesse wieder ein bisschen nach, vor allem nachdem ich die Fotografie für mich entdeckt hatte. Vor ein/zwei Jahren kramte ich mal wieder in meiner – nun kleineren Kiste und bastelte ein bisschen. Irgendwann um die Weihnachtszeit letztes Jahr stöberte ich mal wieder im Netz nach den Steinchen und schaute mir auch ein paar Videos auf Youtube an. Dort stach mir alsbald der Kanal “Held der Steine” ins Auge. Ein Mann in meinem Alter sitzt an einem Tisch und stellt sehr humorig Sets vor, umgeben von Lego. Er verweist stets darauf, dass man ihn doch mal in seinem kleinen Lädchen in Frankfurt-Sachsenhausen besuchen könnte.
Warum denn nicht. Ich wollte schon lange mal wieder in die große Stadt am Main fahren und nun, Anfang Januar hatte ich Zeit und (etwas) Geld.
Ein grauer, kalter Dienstag. Ach, das hatten wir ja letztes Mal schon.
Auch heute ist Wetterroulette. Die Vorhersagen versprachen das zumindest. Es könnte sonnig werden – in einem kleinen Streifen über Südhessen, es könnte aber auch regnen. Auf alle Fälle würde es windig werden.
Um kurz nach halb 10 starte ich in Heidelberg; erreiche auf den letzten Drücker die S-Bahn nach Mannheim. Dort wartet schon meine Regionalbahn nach Frankfurt, ein Doppelstockzug. Ich nehme im oberen Abteil Platz und genieße die ruhige Fahrt nach Norden. Der Zug ist gut gefüllt, aber nicht zu voll. Um kurz vor 12 bin ich endlich da. Nach Jahren wieder zurück in der großen Stadt. Ich trete aus dem Hauptbahnhof heraus:
Sieht ein bisschen anders aus als in Germersheim. Grau ist es trotzdem. Für ein paar Augenblicke fühle ich mich erschlagen vom schieren Anblick. Die Einfahrt in den riesigen Frankfurter Hauptbahnhof hatte vorher schon ihr übriges getan.
Ganz zögerlich zeigen sich ein paar Sonnenstrahlen während ich mit der Straßenbahn nach Sachsenhausen fahre. Dort setze ich mich in ein gemütliches Eckcafé in der Nähe des Schweizer Platzes und genehmige mir ein kleines Mahl. Die Wolken lichten sich, blauer Himmel lugt hervor und die Sonne zeigt sich langsam. Ich erinnere mich an den Spruch vom Helden, der seine Videos immer mit “an einem fantastischen Tag” einleitet. Es ist wirklich ein solcher, trotz des Windes. In den Gründerzeitquartieren von Sachsenhausen geht es aber. Kurz vor halb eins mache ich mich auf den kurzen Weg zu besagtem kleinen Lädchen. Es ist recht unscheinbar in einem Eckhaus. Von weitem fällt das Lego-Logo ins Auge. ich bleibe vor den Schaufenstern stehen und bestaune die aufgebauten Sets. Es sind viele aus vielen Themenkomplexen.
Alsbald betrete ich das Lädchen. Es ist wirklich winzig und bis unter die Decke mit Legokartons gefüllt. Kaum Platz zum Treten. Inmitten dieser vielleicht 2×2 Meter steht ein großer Mann und begrüßt mich – der Held. Wir unterhalten uns ein bisschen und ich lasse es mir nicht nehmen, ein Set zu kaufen. Zum Abschluss noch ein Erinnerungsbild und nach einer Viertelstunde ziehe ich weiter. Bin ein bisschen fertig. Ich glaube soetwas nennt sich “startstruck” – ich habe eine (mittlerweile) bekannte Person getroffen und bin davon etwas geplättet; von der Größe des Herrn Panke sowieso.
Aber ich habe noch mehr vor. Ich spaziere durch das sonnige Wetter zum Main. Hier windet es gar sehr. Zeit für einen kurzen Rundschwenk über die Stadt.
Am Eisernen Steg setze ich mich auf eine Bank und mache Pause.
Wenig später geht es am Sachsenhäuser Ufer entlang zur Alten Brücke und über diese am Mainkai entlang gen Innenstadt. Sonne und Wolken wechseln sich ab; kurz kommen ein paar Tröpfchen – es werden die einzigen bleiben. Währenddessen entstehen ein paar Bilder:
Meine Touri-Runde beginnt nun so richtig und führt mich zu ein paar der wichtigsten Frankfurter Sehenswürdigkeiten. Zunächst geht es auf den Römerberg mit dem gleichnamigen Rathaus und der Alten Nikolaikirche, später weiter zum Paulsplatz.
Eines fällt mir auf: Die Stadt ist voller Wahlplakate für die bevorstehende OB-Wahl. Nunja.
Besonders viel Zeit nehme ich mir für die Paulskirche. Hier kommt der Historiker in mir durch. Diese Kirche war vor 170 Jahren Ort des ersten deutschen Parlaments in den Revolutionsjahren 1848/49. In und um die Kirche wird dieses Ereignis groß gewürdigt. In der, nach dem Krieg modern wiederaufgebauten, Kirche findet sich eine umfangreiche Dauerausstellung über die Geschichte des Baus und der Zeit ab 1848 bis heute. Ich nehme mir die Zeit und schaue mir auch den riesigen Saal im Obergeschoss an – Ort für viele Zusammenkünfte. Es ist überwältigend. Eine geweihte Kirche ist das Haus seit dem Wiederaufbau nicht mehr.
In der Paulskirche lasse ich meine “alte Dame” in der Tasche und fotografiere nur mit dem Telefon.
Während ich langsam weitergehe blitzt mich die Sonne vom Maintower an.
An der Nordwestecke der Paulskirche findet sich das Mahnmal an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Namen sämtlicher Konzentrationslager sind in den Sockel eingraviert. Bedrückend.
Nun widme ich mich wieder den Steinchen und statte dem Frankfurter Legoladen auf der Zeil (oder “Store”, wie dieser neudeutsch genannt wird) eine Besuch ab. Die Stadt ist recht gut gefüllt und ich möchte nicht wissen, was an einem samstagnachmittag hier los ist.
Am Eingang begrüßt mich ein recht großer BB-8 – der kleine rollende Kobold aus den Starwars-Filmen. Meine Begeisterung für die angebotenen Sets hält sich in Grenzen. Nach wenigen Minuten verlasse ich das Geschäft wieder, ohne etwas gekauft zu haben.
So langsam wird es Zeit, die Rückreise anzutreten. Von der Hauptwache fahre ich zum Bahnhof und versuche auf diesem ein paar Eindrücke einzusammeln. Das riesige Gebäude und das ungleich größere Vorfeld sind faszinierend.
Mit dem Regionalexpress geht es an der Bergstraße entlang gen Süden und in die Wolken.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Weinheim bin ich gegen halb 6 zurück. Im Nachhinein erfahre ich, dass es im Dorf gehagelt hat. Ich habe davon nichts mitbekommen und stattdessen die Sonne genossen, trotzdem der Wind recht unangenehm und frisch war.
Recht bald widme ich mich meiern neuen Errungenschaft vom Helden. Es ist ei mittelgroßes Set mit gut 500 Teilen. Der Aufbau dauert kaum zwei Stunden.
Dieser Tag hat Lust auf mehr gemacht – mehr Lego und mehr Frankfurt.
Vielleicht schaffe ich es recht bald mal ein bisschen länger in der Stadt zu sein und diese zu erkunden.
Vielen Dank, dass Ihr dabei wart. Auf bald!
— SnusTux|René M. – 20/01-2018