Es ist Januar. Es ist grau, es ist kalt. Aber irgendwie will die Sonne doch zeigen, dass es sie noch gibt. Nach dem Hochwasser vor ein paar Tagen lugt unser Stern mal für ein paar Stunden hervor. Diese Zeit nutze ich für einen kleinen Ausflug über den Rhein in die pfälzische Festungsstadt Germersheim.
Für die Reise nutze ich mein Jobticket mal so richtig aus und fahre um kurz nach 9 mit der S3 in Heidelberg ab. Bei der Einfahrt in den Mannheimer Hauptbahnhof gesellt sich der ICE 202 (Basel-Dortmund) dazu, was ich ich in einem kurzen Videoschnipsel festhalte.
Im Mannheimer Hauptbahnhof leert sich der Zug recht stark und verliert seine hintere Hälfte. Nach Ludwigshafen, Schifferstadt und Speyer wird es immer einsamer. Es geht durch die pfälzische Pampa gen Süden. In Germersheim angekommen steigen kaum noch Menschen aus der Bahn aus. Es ist kurz nach 10 Uhr, ich bin da. Es ist immer noch grau, aber die Wolken lichten sich langsam. Willkommen in Germersheim.
Meine Erkundung kann beginnen. Ich starte das GPS um meine Strecke aufzuzeichnen und gehe los. An der Ecke Bahnhofstraße/Hauptstraße entdecke ich ein älteres Haus mit einem Sinnspruch.
Auf dem Weg vorbei am “Deutsche Straßenmuseum” zeigt sich endlich die Sonne.
Ich bin in der Festung (besser: deren Überresten) angekommen.
Rings um das städtische Wahrzeichen, dem Weißenburger Tor, ist eine riesige Baustelle sodass mir der Durchgang verwehrt bleibt.
Stattdessen zücke ich meine “alte Dame” und erkunde den Festungspark Fronte Lamotte
Bei diesem schönen Wetter will ich unbedingt zum Rhein, ein bisschen am Fluss entlang spazieren.
Achso, Hochwasser, da war ja was.
Das Tele hab ich auch noch einstecken, auch wenn mir der defekte Autofokus arg zu schaffen macht. Für ein paar schöne Bilder reicht es trotzdem.
Soweit meine grob geplante Runde. Später geht es in die Stadt. Doch auf dem Rückweg dorthin spaziere ich hinter dem Friedhof entlang und entdecke den Hinweis auf ein Vogelschutzgebiet in den Rheinauen.
Eine kleine Idylle jenseits der Eisenbahn, im Überflutungsgebiet des Rheins.
Edit 20180111: Ich habe Tante Wiki nochmal gefragt und sie hat mir erklärt, dass die putzigen Tierchen Nutrias sind.
Eigentlich ein Vogelschutzgebiet, doch plötzlich sehe etwas durchs Wasser huschen – eine Bisamratte Nutria!
Zeit, erneut das Tele draufzuklemmen und den Nager zu beobachten. Der manuelle AF macht es nicht gerade einfach. Die Kamera stelle ich in den Q(uiet)-Modus, damit es nicht so klackert und wechsele auf die Zeitvorwahl. Mit 1/30 und bald 1/60 Sekunde komme ich ganz gut hin. Durch die vielen Bäume und das Dickicht ist es doch eher düster – trotz Sonne. Mit langen Belichtungszeiten würde kaum noch etwas Scharfes auf dem Sensor landen. Die Bisamratte Das Nutria verspeist genüsslich Grünzeug, ehe sie gestört wird.
Und damit noch nicht genug. Ich entdecke ein Jungtier, das sich recht gut zwischen Zweigen und Blättern versteckt. Später, nachdem ich ich etwas entfernt habe, traut es sich an ein paar herumliegende Mandarinen. Das Elterntier kommt hinzu. Irgendwie entdecken mich die beiden doch und flüchten. Trotzdem gelingen mir ein paar schöne Bilder.
Ich bin überrascht und ziemlich glücklich. Der Ausschuss vom Tamron-Tele ist leider recht groß, vor allem bei den Vogelbildern. Es hat sich trotzdem gelohnt das lange Glas mitzunehmen.
Während einer längeren Pause an der Fronte Lamotte genieße ich die letzten Sonnenstrahlen. Die Wolken kehren zurück und es wird grau, weshalb ich meist mit dem Telefon fotografiere und die D300s in der Tasche bleibt.
Also setze meinen Spaziergang fort und erkunde die Stadt ein bisschen. Entlang der riesigen Seyssel-Kaserne gehe ich zur Fronte Beckers und auf selbige. Später, nach einer kleinen Kakao-Pause, zum Ludwigstor im Norden der Stadt. Dort befindet sich das, leider geschlossene, Festungs- und Stadtmuseum von Germersheim und der Grundstein der Festung.
Gegen 14 Uhr mache ich mich langsam auf den Rückweg zum Bahnhof. In Sichtweite des Ludwigstores entdecke ich eine schöne Fassadenbemalung.
Weniger schön sieht hingegen der Alte Bahnhof von Germersheim aus. Das Empfangsgebäude aus den 1860-er Jahren ist zwar noch bewohnt und bewirtschaftet (nicht von der Bahn), verfällt aber trotzdem. Schade um dieses Kleinod in Fachwerk.
Kurz vor vier erreiche ich mit der S-Bahn wieder Heidelberg. Bei einem kleinen Abstecher in die Bahnstadt schaue ich auf und sehe, wie sich zwei der riesigen Kräne zueinander drehen und schließlich übereinander liegen. Ein kurioses Bild.
Ein sehr gelungener Ausflug geht zuende. Die Sonnenstrahlen habe ich lang ersehnt und genossen. Germersheim ist eine hutzelige kleine Stadt, umgeben von Resten dicker Mauern und Bastionen. Während meiner gut vier Stunden wirkte die Stadt oft wie ausgestorben. Nur vereinzelte Touristen – meist älteren Semesters – sah ich.
Zum Abschluss ist hier der Link zu meinem 10-Kilometer-Spaziergang durch die Stadt:
Vielen Dank, dass Ihr mir auf meinem Ausflug gefolgt seid. Bis bald!
— SnusTux|René M. – 10/01-2018
Rainer
2018-01-13 — 17:44
Sehr schöne Bilder und Glück bei den Tieraufnahmen!