Zwanzig-Vierundzwanzig: Das Jahr geht zu Ende. Zeit fĂŒr einen kleinen bebilderten RĂŒckblick; Zeit, die vergangenen 12 Monate noch einmal ins GedĂ€chtnis zu holen.
Eigentlich könnte ich jetzt den Rest meines Eingangstextes des letzten Jahres ĂŒbernehmen. 2024 gibt es ebenfalls wieder einen Bilder-losen Monat. Dieses Jahr ist es der April.
Meine nun nicht mehr ganz so neue Arbeitsstelle fĂŒhrt mich wieder zu vorher unbekannten Fotospots und an Orte, die mir sonst nicht zugĂ€nglich wĂ€ren. Ein bereits bekannter Ort taucht in drei Bildern auf â der Heidelberger Hausberg.
Den, im vergangenen Jahr begonnenen, AusrĂŒstungswechsel setze ich fort. Einige Dinge werden ânurâ ersetzt, andere kommen neu hinzu und sorgen fĂŒr bisher unmögliche Dinge. Doch dazu spĂ€ter mehr.
Die D780 ist zum alltĂ€glichen Arbeitstier geworden, dass ich doch manchmal an seine Grenzen bringen kann â vor allem in Bezug auf den Autofokus bei wenig Licht.
Meinen Motiven bleibe ich treu. Sie schwanken zwischen Spielerei und lange geplanten Ideen. Einige der Bilder sind weniger ob der QualitĂ€t interessant, sondern spiegeln eher Erlebnisse wider. Ein sehr starker Fokus liegt dieses Jahr auf den VerheiĂungen der dunklen Tageszeit.
Begleitet mich nun gern in 17 Bildern durch das Jahr.
Einiger dieser Bilder habe ich bereits auf meinen Social-Media-KanÀlen veröffentlicht, andere zeige ich zum ersten Mal.
Januar
Hier möchte ich Euch zwei Bilder zeigen, die innerhalb von 40 Minuten entstehen.
Das folgende Bild bedarf eigentlich keiner weiteren ErlÀuterung. Es entsteht wÀhrend einer meiner Sprechstunden im Rathaus Bammental.
Nach Feierabend fahre ich ĂŒber den Königstuhl zurĂŒck und bin rechtzeitig zum Sonnenuntergang dort. Die Aussichtsplattform ist gut gefĂŒllt. Im Tal hĂ€ngt der Dunst, wĂ€hrend die warme Abendsonne das Berghotel anstrahlt.
Februar
Dieser Monat ist, neben dem April, am wenigstens ergiebig. AuĂer eines kurzen Ausfluges nach Franken komme ich kaum zur Lichtmalerei.
Das nachfolgende Bild ist ein ungeplanter Zufallstreffer.
Durch fehlende Fokussierung mutieren die Lichter dieses Frankfurter Turmes am Hauptbahnhof zu verschwommenen Blobs â manche nennen es auch âBokehâ.
MĂ€rz
Jetzt könnte ich Euch mit Einblicken aus drei österreichischen StĂ€dten bombardieren, stattdessen zeige ich Euch dieses eher unspektakulĂ€re Bild, das doch so gut in den Monat passt. FĂŒr eine umfangreiche Galerie verweise ich auf meinen Text vom Mai.
Was ist hier zu sehen? Ein StĂŒck Eisenbahngeschichte. Ich bin auf der Semmeringbahn unterwegs, der ersten Hochgebirgsbahn der Welt. Am Ende des Zuges ist eine Taurus nachgespannt â die Lokomotive mit dem markanten Tonleiter-AnfahrgerĂ€usch.
April
Ein Monat ohne Bilder. An den Grund dafĂŒr kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Sehr wahrscheinlich war der MĂ€rz zu intensiv und der April zu arbeitsreich.
Mai
Im Mai bin ich wieder mit der Kamera unterwegs. Eher zufĂ€llig entdecke ich auf meinen Dienstfahrten diesen Blick auf den Kraichgau. Von einem Supermarkt-Parkplatz in Gaiberg schweift mein Blick nach SĂŒdosten â mit dem prominenten Steinsberg am Horizont. Man kann es als RĂŒckblick auf 2023 bezeichnen, habe ich doch letztes Jahr zwei Bilder von der Burg veröffentlicht. WĂ€hrend des Jahres werde ich hier noch öfter vorbeischauen.
Juni
Die drei folgenden Bilder zeigen meinen fotografischen Fokus recht gut.
Bild eins entsteht Anfang des Monats in Lobenfeld – am Abend. Ein Spiel mit Perspektive, SchĂ€rfe und Farben.
Ziemlich genau eine Woche spÀter bin ich unterwegs und beginne meinen Bildungsurlaub in Bamberg. Nach einem abendlichen Kennenlernen erkunde ich kurz die Stadt.
Das folgende Bild fasst Bamberg recht gut zusammen â das markante Alte Rathaus, davor eine Flasche Bier. Willkommen in Oberfranken.
Acht Tage spÀter bin ich weiterhin im Freistaat Bayern unterwegs und besuche Regensburg.
Ganz in der NĂ€he befindet sich eine markante StĂ€tte der deutschen Nationalromantik â die Walhalla bei Donaustauf. Statt Bildern der antik angehauchten Ruhmeshalle zeige ich Euch einen eher ungewöhnlichen Blick. Ich stehe hinter dem Ideengeber der Anlage, dem bayrischen König Ludwig I. Er schaut, von der Sonne beschienen, auf die berĂŒhmten Menschen, denen die Walhalla gewidmet ist. Ein Spiel aus Licht und Schatten.
Juli
Ich bin schon wieder unterwegs. Ein 2-Tages-Ausflug mit meiner Mutter nach Wiesbaden ist willkommene Abwechslung vom Arbeits-Stress. So recht erholen kann ich mich bei 30 Grad Hitze kaum. Auch die kurze Bergbahn-Fahrt auf den Neroberg bringt nur wenig AbkĂŒhlung.
Diese Fahrt findet in einem einzigartigen Verkehrsmittel statt. âDas ist doch nur eine stinknormale Bergbahn!â werdet ihn nun sagen. Nun, so âstinknormalâ ist diese Bergbahn nicht. Sie wird mit Wasserballast betrieben, anstatt mit Strom. Der abwĂ€rts fahrende Wagen wird mit soviel Wasser gefĂŒllt, dass er den aufwĂ€rts fahrenden Wagen nach oben ziehen kann. An der Talstation wird das Wasser dann abgelassen und zur Bergstation gepumpt. Zum Bremsen gibt es eine Zahnstange. Den Wiki-Eintrag zu diesem technischen Meisterwerk empfehle ich sehr.
August
Wenn die Arbeit am meisten stresst bietet mir die Lichtmalerei die beste Möglichkeit zur Entspannung. Ende August dringe ich in völlig neue Fotowelten vor.
Zum einen besorge ich mir einen zweifach Telekonverter, der die Brennweite verdoppelt (und fĂŒr wesentlich weniger Licht auf dem Sensor sorgt) und eher eine Spielerei ist. Die Sonne mit ihren zahlreichen Flecken erscheint so aber noch wesentlich detailreicher.
Zum Anderen erfĂŒlle ich mir eine jahrelangen Traum: Ich erstehe eine NachfĂŒhrung fĂŒr die Astrofotografie. AdĂ© Strichspuren bei langen Belichtungszeiten, nun gibt es Punkte!
Die ersten Tests begeistern mich. Und schon in der zweiten Nacht entsteht ein besonderes Foto, dass ohne die NachfĂŒhrung kaum möglich gewesen wĂ€re. Ich bin in Lobenfeld. Trotz starken Dunstes gelingt mir ein sehr detailliertes Bild vom Stier. Zu dieser Zeit sind dort zwei Planeten zu Besuch und bilden mit den helleren Sternen einen visuellen Doppelpfeil. Der Gasriese Jupiter in der Mitte bestimmt das Bild. Links unten steht der rötliche Mars; rechts, ebenso rötlich, Aldebaran als Hauptstern im Stier in einer Sichtachse mit den weiter entfernten Hyaden.
Das Bild ist eine Einzelaufnahme mit 8(!) Minuten Belichtungszeit bei 66 Millimetern Brennweite. Dank des sehr guten Sensors der D780 kann ich viele Details aus der Aufnahme holen.
September
Auch dieser Monat steht ganz im Zeichen der Nacht. Insgesamt sieben Mal bin ich unterwegs â mit und ohne NachfĂŒhrung. Die Donnerstage werden fĂŒr eine Weile zu meiner Stamm-Foto-Nacht.
Eine Woche nach dem August-Bild zieht es mich wieder in die Dunkelheit. Dieses Mal fahre ich auf den Königstuhl. Doch statt Sterne zu sehen erlebe ich ein anderes Schauspiel: Ăber die Pfalz zieht ein starkes Gewitter. Die Blitze erleuchten die Berge des PfĂ€lzer Waldes; Wolken klettern den Berg empor und sorgen fĂŒr kurze dicke-Suppe-Momente. Das nachfolgende Bild ist ein Komposit aus zwei Einzelbildern, die wĂ€hrend einer Dauerfeuer-Serie entstehen. Im Vordergrund schlĂ€ft Heidelberg.
Oktober
Ein weiterer Monat in dem ein einziges Bild nicht genĂŒgt. Ein weiterer Monat, in dem die Nacht meine kreative Arbeit beherrscht. Und ein weiterer Monat, der neue AusrĂŒstung zur Umsetzung von Ideen bringt.
Einen Wunsch erfĂŒlle ich mir am 02.10. Endlich wieder eine kurze Brennweite. Die ein-Kilogramm-Hantel ergĂ€nzt meinen Brennweitenbereich am ganz kurzen Ende. Der Unterschied zwischen bisher 24 Millimetern und nun 12 Millimetern ist sehr deutlich.
Um dieses spezielle Glase ausgiebig fĂŒr seinen angedachten Zweck zu testen â Nachtaufnahmen mit groĂem Bildwinkel â fahre ich in der Nacht darauf nach Neckarsteinach.
Es ist mal wieder dunstig. Deshalb beschlĂ€gt die stark gewölbte Frontlinse schnell und sorgt fĂŒr einen Schleier in der Bildmitte. Die Lichter der Schleuse erscheinen deshalb eher unwirklich. Bei zwei Minuten sind Sternenspuren zu erkennen.
Bild 2 entsteht eine gute Woche spĂ€ter. Es ist der zweite Versuch eine Bildidee umzusetzen â ein detailreicher Orion ĂŒber Altstadt und Schloss. Der erste Versuch wenige Wochen zuvor wird durch helles Mondlicht zunichte gemacht. So begebe ich mich erneut auf die Nepomuk-Terrasse um dieses Komposit zu erstellen. Der Himmel ist insgesamt 4 Minuten mit NachfĂŒhrung belichtet und mit einer Einzelaufnahme des Vordergrundes kombiniert. Leichte Wolken sind deutlich zu erkennen, weshalb ich dieses Motiv weiterhin im Kopf behalte und neue Versuche starten möchte.
Das letzte Oktober-Bild, das ich Euch zeigen möchte, entsteht vier Tage spÀter. Ein himmlischer Gast soll das Sonnensystem besuchen, weshalb ich mir eine Woche Urlaub nehme und auf gutes Wetter hoffe.
Wenige Tage nach seiner gröĂten Helligkeit erwische ich den Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am dunstigen Abendhimmel. Mit 400 Millimetern Brennweite entsteht ein recht detailreiches Bild von Koma, Schweif und Gegenschweif. Das Bild ist sehr stark nachbearbeitet und unbedingt verbesserungswĂŒrdig.
November
In die Rubrik âverbesserungswĂŒrdiger Versuchâ gehört auch das Novemberbild. Es ist ein weiterer Anlauf unsere gröĂte Nachbargalaxie, den Andromedanebel, detailreich abzubilden. Die NachfĂŒhrung hilft dabei schon sehr, nur sollte ich sie auch ordentlich einnorden. Das das hier nicht ganz gelungen ist zeigen die leichten Spuren auf dieser 120-Millimeter-Aufnahme.
Und doch kann ich bei niedrigem Iso und extrem guten Sensor viele Details der Spiralarme herausarbeiten. Fragt bitte nicht, wie lange ich an der Nachbearbeitung gesessen habe. Auch hier ist bestimmt noch mehr zu machen.
Ebenfalls im November ergĂ€nze ich mein altes Stativ um eine neue Stativ-Kopf-Kombi, die fĂŒr eine feinfĂŒhligere Ausrichtung und bessere Standfestigkeit sorgt.
Dezember
Auch im letzten Monat des Jahres habe ich wieder zwei Bilder fĂŒr Euch, die exemplarisch sind.
Ab Ende Oktober ist fast durchgĂ€ngig WaschkĂŒche in Heidelberg und Umgebung angesagt. Diese habe ich auch in Bilder gepackt. Und doch bin ich froh, als es zum Jahresende fĂŒr einige Tage â genauer gesagt drei(!) â aufklart und sich die Sonne zeigt. Diese Zeit nutze ich fĂŒr einen Tagesausflug mit meiner Mutter nach Baden-Baden. Ich habe mir einen Aussichtspunkt ausersehen, den ich erkunden möchte. Auf der Fahrt nach SĂŒden sind wir bald wieder unter tiefen Wolken gefangen. Da das Ziel aber 500 Meter höher liegt, haben wir Hoffnung. Bereits im Zentrum der Kurstadt blinzelt die Sonne ganz zaghaft durch. In der Bergbahn sitzend weicht der Nebel bald bester Sicht. Auf dem Merkur sind wir ĂŒber dem Wolkenmeer. In der Ferne ist die Hornisgrinde (nochmal knapp 500 Meter höher) zu erkennen. Davor wabern dichte Wassertropfen und ein zarter Schleier. Die KĂ€lte ist angenehmen Temperaturen gewichen.
Das letzte Bild des Monats â und des Jahres â entsteht wieder auf dem Königstuhl. An diesem Sonntagmorgen entfliehe ich erneut, und sehr spontan, der WaschkĂŒche. Doch mir blĂ€st ein eisiger Wind ins Gesicht und die Wolken fliegen schnell. Bei 2 Minuten Belichtungszeit ziehen auch der Mars und der Sternenhintergrund Spuren. Lange halte ich es nicht in der KĂ€lte nicht aus.
Und damit beschlieĂe ich auch dieses Jahr und diesen bebilderten RĂŒckblick.
Ich danke Euch, dass Ihr mich begleitet habt und blicke mit Spannung auf das kommende Jahr.
(Vielleicht bin ich faul geworden und habe einfach den Abschlusstext des vergangenen Jahres ĂŒbernommen. Unterdessen lasse ich mich von Spotify durch mein musikalisches Jahr 2024 tragen.)
â SnusTux|RenĂ© M. â 31/12-2024