Kurze Warnung vorab: Der nachfolgende Artikel ist sehr Text-lastig.
Deshalb hier die einzelnen Tage und der Sprung zur Galerie.

Hei og velkommen til Vestlandets største by!
Velkommen til Bergen!

Begeleitet mich auf meine fast 8-tägige Reise zum 60. Breitengrad – in die große Stadt zwischen den Bergen an der norwegischen Westküste.
Ich möchte Euch meine bebilderten Eindrücke dieser Gegend vermitteln.

Doch vorher noch ein paar Bemerkungen zum Warum und Weshalb:
Von der Idee bis zur fertigen Planung in kaum zwei Wochen – so schnell geht es bei dieser doch eher spontanen Reise.

Irgendwie reizt mich diese weitere Stadt an der Westküste; diese Stadt, die soviele Parallelen zu meiner geliebten Stadt an der schwedischen Westküste hat, dass sie Partnerstädte sind.
Ähnlich wie Göteborg ist Bergen die norwegische Nummer Zwei; ähnlich wie Göteborg ist sie eine wichtige Handels- und Hafenstadt; ähnlich wie Göteborg ist das Terrain stark zerklüftet – wenn auch in deutlich höherem Maße. In Schweden werden die hundert Höhenmeter kaum erreicht – Ramberget misst nur 86 Meter Höhe. Dagegen hat schön der Hausberg von Bergen, Ulriken, eine Höhe von 643 Metern; der höchste Punkt der Kommune liegt sogar auf fast 1.000 Metern Höhe.
Und: Ich war noch nie länger als 96 Stunden auf norwegischem Boden – während meiner 2010-er Nordkapp-Tour; die 5 See-Tage auf der Post-Route von 2011 klammere ich bewusst aus. Das letzte Mal war ich 2012 für wenige Stunden im Land – auf der Reise von Tärnaby nach Arjeplog. Nach fast 13 Jahren wird es mal wieder Zeit!

Anfang Juni diesen Jahres reift dann in mir die Idee, einmal in Göteborgs norwegische Partnerstadt zu reisen (was ich allerdings erst später herausfinde). Um den 15.06. beginne ich diverse Reise-Szenarien durchzuspielen, und durchzurechnen. Am Morgen des 22.06. ist alles in trockenen Tüchern. Ich habe fast alle, noch freien, Tage meines dreiwöchigen Urlaubes verplant. Das Ganze soll mit nahezu allen möglichen Verkehrsmitteln erfolgen: Bahn, Fähre, Flugzeug; dazu ein paar kürzere Bus- und Taxifahrten. Den Höhepunkt von An- und Abreise soll die Fahrt mit Bergensbanen von Oslo an die Westküste, und zurück, werden. Den kleinen Bonus bilden die Anreise dorthin mit der Fähre ab Kiel, sowie die Rückreise ab Oslo nach Frankfurt mit dem (zugegeben, wenig umweltfreundlichen) Flugzeug. Insgesamt werde ich eine Nacht auf dem Schiff sein, fünf weitere Nächte an meinem Zielort und eine Nacht in Oslo verbringen. Möchte es, trotz der großen Distanz, doch eher entspannt gestalten und unterwegs auch etwas erleben.

Nun beginnt eine 8-wöchige Zeit voller Vorfreude, die mich auch etwas vom Arbeits-Stress ablenken kann. Der Morgen des 16.08.2025 rückt immer näher. Um kurz nach 3 Uhr soll es losgehen. Während dieser Zeit bringe ich mir noch ein paar Brocken Norwegisch bei, um mich nicht vollständig auf meine Schwedisch-Kenntnisse verlassen zu müssen. Trotz der sehr großen Ähnlichkeit beider Sprachen gibt es den ein oder anderen Unterschied in Grammatik und Vokabular. Dafür möchte ich zumindest etwas gewappnet sein. Zudem mag ich einfach den melodischen Klang der gesprochenen Sprache – unabhängig vom Dialekt.

Gerade die Zeit der Planung und die Woche vor Reisebeginn sind von der neuen Normalität des Sommers geprägt. Bei 30 Grad und mehr steht die Luft und ich verfalle in Lethargie. Das Wetter in Zeiten des Klimawandels passt mir überhaupt nicht. So wird die Sehnsucht nach angenehmen Temperaturen noch größer – obwohl auch Skandinavien im Juni und Juli unter einer extremen Hitzewelle leidet.

Samstag, 16.08.2025 – Tag Eins – Anreise, erster Teil:

Die Anspannung steigt ins Unermessliche, die unerträglichen Temperaturen tun ihr Übriges. So wird es nix mit Schlaf. Stattdessen quäle ich mich durch die Nacht und blicke sehnsüchtig auf die Uhr.
Irgendwann ist es kurz nach Drei. Ich packe meine Sache und dackel zum vereinbarten Taxi-Treffpunkt. Ein sehr netter Fahrer bringt mich durch die schlafende Stadt zum Bahnhof, wo mein Zug alsbald abfahren soll. Unerwarteterweise steht dieser bereits am Gleis. Nach kurzer Suche finde ich meinen Wagen und mache es mir bequem. Etwas überrascht bin ich, das an sehr vielen Sitzen „Kiel“ am Zielanzeiger steht.
Ziemlich pünktlich geht es los. Zwischen Frankfurt und Köln erwacht langsam der Tag. Und bis hierher läuft es noch ziemlich gut. Das ändert sich auf der Fahrt nach Norden. Ab Dortmund häufen sich die Langsamfahrten und unplanmäßigen Stopps auf der Strecke. Die ohnehin schon vorhandene Nervosität wird noch schlimmer. Hamburg erreichen wir mit über einer halben Stunde Verspätung. Bis Kiel kommen noch weitere zehn Minuten dazu. So schlägt die Uhr Mittag, als ich nach weit über 8 Stunden den Zug in Kiel verlassen kann – jetzt schon völlig fertig. Ich bin ob der Menschenmassen auf dem Bahnhof überrascht, während ich mit meinem Gepäck am gesamten Zug entlang spazieren darf und schließlich die völlig überfüllte Bahnhofshalle erreiche. Beim Gang zur Hörn löst sich das Rätsel um die vielen Gäste: Es liegt ein riesiges, schwimmendes, Hotel in der Stadt und viele Mitreisende möchten dieses Nutzen. Dazu ist, kaum übersehbar, ein Stand des Kreuzfahrt-Unternehmens vor dem Bahnhof aufgestellt.
Während also Viele dorthin stressen, wird es für mich ruhiger. Für ein paar Momente genieße ich die schnelle und unerwartete Rückkehr nach Kiel – sind doch seit meinem letzten Besuch kaum fünf Monate vergangen.

Über die Hörnbrücke geht es zum Norwegenkai. Die Beschilderung dorthin ist sehr gut. In meiner trägen Lethargie wird der Gang über die offene Brücke zum Terminal eine Herausforderung. Auf diesen vielleicht 50 Metern kickt meine Höhenangst so richtig rein. Aber das ist bald auch geschafft. Einchecken und Bordkarte ausdrucken und dann auf’s Schiff! Oder auch nicht! Eine junge Dame teilt mir mit, dass dieses nur für Tagesgäste zugänglich sei und das Bording erst ab 13:15 Uhr beginne. Nun atme ich durch und bin der Bahn nicht mehr ganz so böse. Es ist halb Eins und ich sitze im Terminal und warte – immer in der Angst, einzuschlafen. Hier oben ist es schon wesentlich erträglicher.
Ziemlich pünktlich geht es dann auf die „Color Magic“. Irgendwie bin ich so verpeilt, dass ich meine Kabinennummer auf der Karte erst übersehe und etwas ratlos umherwandere. Ein nettes Crew-Mitglied weist mir aber den Weg. Ich bin auf der Steuerbord-Seite (rechts) ziemlich im Heck des Schiffes und feiere diesen Zufall innerlich, als ich mein schwimmendes Hotelzimmer betrete: Blick nach Osten, zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen!
Ein Kurzer Rundgang folgt. Die Ausfahrt nehme ich auf dem gut gefüllten Sonnendeck mit. Dabei passieren wir auch das schwimmende Hotel, das scheinbar höher ist, als die Türme Kiels. Bis auf Höhe Friedrichsort bleibe ich an Deck, ehe ich mich in meine Kabine zurückziehe. Dort bekomme ich noch die Vorbeifahrt an Laboe mit. Auf einem weiteren Rundgang stimme ich mich langsam auf die bevorstehende Woche ein. Das wird umso leichter, als das die Bordsprache Norwegisch ist und alle Preise in Norwegischen Kronen ausgezeichnet sind – und diese haben es in sich. Auf meine Frage, wann wir denn die Storebælt-Brücke passieren wird mir „18:15 Uhr“ genannt. Sehr gut! Ich stelle mir meinen Wecke und schlummere langsam ein.
Den Wecker hätte ich mir sparen können, werde ich doch irgendwann aus meinen Träumen gerissen, als eine Stimme die Passage der genannten Brücke ankündigt. Also raus aus dem Bett und mit Ausrüstung auf Deck! Ein paar Fotos machen und ein bisschen was zu Essen organisieren, dann zurück in die Kabine. Ob des Glücks, den Blick nach Osten zu haben, plane ich, den Sonnenaufgang am nächsten Morgen mitzunehmen und stelle mir meinen Wecker. Dann entschlummere ich endgültig bei leichtem Schaukeln und Maschinengeräuschen, welche durch Ohrstöpsel sehr stark gedämpft werden. Nach diesem Tag bin ich platt!

Ein paar bebilderte Impressionen des ersten Tages:

Sonntag, 17.08.2025 – Tag Zwei – Anreise, zweiter Teil:

Gähn!
Meine innere Uhr sagt mir, dass es Zeit sei, wach zu werden. Ich ziehe die Gardinen auf und wage einen verschwommenen Blick nach Draußen. Es ist kurz nach vier Uhr morgens. Am Horizont machen sich zarte Orange-Töne breit, während der restliche Himmel in dunkles Blau getaucht ist. In diesem Dunkel stechen zwei helle Punkte hervor – Jupiter und Venus. Kurz grübel ich, wie ich die verbleibende Stunde bis zum Sonnenaufgang verstreichen lassen möchte. Bald ist die Entscheidung gefallen und ich baue mein Stativ auf, um etwas zu experimentieren. So entsteht eine vier-minütige Langzeitbelichtung, die durchaus als moderne Kunst bezeichnet werden kann, und die Schiffsbewegung festhält. Richtung Norden entdecke ich hohe Wolken, die schon von der Sonne beschienen werden – nachtleuchtende Wolken! Auch das Planetenpaar wird festgehalten.
Etwas dicker eingepackt und mit meinem „Nachtsichtgerät“ bewaffnet mache ich eine kurze Runde über die schlafende Fähre. Das Farbspiel im Osten wird immer stärker. Ich bin allein und genieße; versuche dabei den erneut aufkommenden Stress zu ignorieren. Es ist alles so ruhig und friedlich, während der Stahlkoloss entlang der schwedischen Westküste durch das Kattegatt gleitet…
Nach einem kurzen Abstecher in meine Kabine beziehe ich gegen halb sechs Position auf dem Oberdeck um den Sonnenaufgang zu genießen. Außer mir ist nur noch ein weiterer Passagier da. Der Fahrtwind bläst ordentlich und ich schaffe es, mir eine etwas Wind-geschützte Ecke zu suchen um den werdenden Tag zu beobachten. Kurz darauf zeigt sich der Stern am Nordosthorizont und steigt langsam über der Küste von Bohuslän empor. Alles wird in warmes Licht getaucht, so auch meine Kabine. Einfach genießen – im Bett liegend.

Nach einer weiteren Stunde und einem kleinen Frühstück geht es nochmal durch die Passage im Schiff. Auch hier ist es sehr ruhig.
Noch gute zwei Stunden bis zur Ankunft in Oslo.
Ich wundere ich mich, warum plötzlich Wasser gegen die Außenwand spritzt. Die Schiffs-eigene Reinungungsanlage ist im Einsatz und fährt Deck für Deck ab. Sehr spannend! Währenddessen befahren wir den Oslofjord. Im Bereich von dessen schmalster Stelle bei Drøbak erklimme ich das Deck und mache ein paar Bilder der Szenerie.
Die Anspannung steigt, mein Gepäck steht bereit. 
Gegen 09:45 Uhr marschiere ich langsam zum Fußgänger-Ausgang und nehme das Anlegemanöver in Oslo mit. Ich bin überrascht, wieviele Fuß-Passagiere unterwegs sind. Alsbald liegt die Fähre am Kai und uns wird signalisiert, uns auf die rechte Seite des Decks zu stellen. Der Grund dafür wird schnell klar: Im Terminal steht eine große Anzahl Menschen in blauer Kleidung. Diese erklimmen kurz darauf in Zweierreihe die Fähre, um sich um die Kabinen zu kümmern. Vor dieser Arbeit – in sehr kurzer Zeit muss eine komplette Fähre gereinigt werden – ziehe ich meinen Hut. Danke an die Helfer.

Kurz darauf betrete ich nach 13 Jahren erstmals wieder norwegischen Boden. Mit dem Taxi geht es zum Bahnhof. Mein Plan, den Bus zu nehmen, gebe ich auf Grund von Überforderung auf und darf deshalb viel zu viel Geld für diese kurze Fahrt bezahlen – und das auch noch in bar, da die Kartenzahlung nicht funktioniert. Dank der kurzen Fahrt entdecke ich ein Ziel, dass ich mir auf der Rückreise noch anschauen möchte: Das begehbare Dach der Oper.
Um kurz nach 11 stehe ich schließlich vor dem Osloer Hauptbahnhof. Teil Zwei meiner Anreise ist beendet und Teil Drei steht bevor. Da ich mich diesem Teil am Ende gesondert widmen werde, folgen hier nun die Bilder vom Morgen:

Zeitsprung:
Es ist kurz nach 19 Uhr und ich habe das Ziel meiner Reise erreicht.
Bergen! Die kommenden Tage will und werde ich die Stadt erkunden.
Mit dem Taxi geht es das kurze Stück zum Hotel, direkt im Zentrum.
Einchecken und dann ab ins Zimmer im sechsten Stock, mit Blick auf die Dachlandschaft von Nordnes.
Nach einem kleinen Spaziergang endet der Tag.
Hier die ersten Impressionen aus Bergen:

Montag, 18.08.2025 – Tag Drei – Erste Erkundung der Stadt und hoch hinaus:

Nun bin ich angekommen – und darf mich erst einmal um Kleinigkeiten kümmern. Mein Schrittzähler hat die sieben Stunden in der Sonne – während der Fahrt mit Bergensbanen – wohl nicht gut verkraftet und das Ladegerät liegt daheim. Ersatz ist notwendig. Zudem hat sich die Daumenauflage meiner Kamera verabschiedet und muss irgendwie befestigt werden. Beides lässt sich recht problemlos klären, wenn auch unter einem ungeplanten, finanziellen, Aufwand. Damit habe ich den Vormittag zu tun und kann bei der Gelegenheit meine Bergenskort aktivieren. 96 Stunden die Stadt erkunden und zudem Bus und Bahn kostenlos nutzen. Auf meiner vormittäglichen Runde besuche ich auch noch kurz die Touristeninformation am Fisketorget. Diese ist eher wenig ergiebig, was Informationen und Souvenirs betrifft. Hier, im Herzen Bergens, ist sehr viel los. Ich höre alle möglichen Sprachen, nur kein Norwegisch. Noch kurz mit Lebensmitteln versorgen und dann zurück zum Hotel.

Das, was ich an diesem Montag eher zufällig mache, wird sich durch die kommenden Tage ziehen: Ich bin nie den ganzen Tag am Stück unterwegs, sondern jeweils zweimal, um zwischendurch zu verschnaufen.

Die Pause nutze ich für Recherche und Planung. Es gibt genau zwei Dinge, die ich unbedingt machen möchte: Eine Fahrt mit der Schnellfähre durch die Fjorde und einen Besuch von Fløyen, einem der vielen umliegenden Berge. Die Bootsfahrt soll am Dienstag stattfinden und ich ergattere ein Ticket für die Abend-Tour, die ab 18 Uhr startet. Das Ganze mit Hintergedanken.

Fløyen ist vorher dran, und steht an diesem Montagabend auf dem Plan.
Um dorthin zu kommen, habe ich einen kleinen Spaziergang vor mir.
Mein erstes Ziel ist Holbergskaien unterhalb meines Hotels. Hier kann ich mir einen Blick über die Innenstadt verschaffen. Im Nordwesten Festung Bergenhus mit dem markanten Rosenkratztårn, daran anschließend das Hanseviertel Bryggen, umgeben von der Altstadt mit den beiden großen Kirchen. Über allem die Aussichtsplattform auf Fløyen. Von hier spaziere ich langsam durch Strandgaten gen Fisketorget. Wie schon am Vormittag ist dieser Bereich sehr überlaufen. Zwischen kleine Buden tummeln sich unzählige Touristen und Einheimische. Ich versuche eher abseits zu bleiben und suche mir ein ruhiges Plätzchen auf der Shetland-Larsen-Brygge – die Bucht Vågen vor mir. Hier kann ich die Gegend und die Tierwelt beobachten und erhasche erste Blicke auf die Land- und Wasserwelt um Bergen. Eines meiner Standard-Motive ergibt sich dabei wie von selbst: Rabenvögel! Eine Krähe wandert auf den Steinen umher.
Nach einer kleinen Futter-Pause geht es schließlich zur Talstation der Bergbahn.
Nachfolgend ein paar bildliche Eindrücke meines Spazierganges:

Das Fløibane-Ticket ist nach kurzer Wartezeit organisiert.
Durch einen längeren Tunnel geht es zur sehr modernen, und gut gefüllten Bahn. Je höher wir kommen, desto besser wird der Ausblick, auch wenn sich meine Höhenangst zwischendurch meldet. Oben angekommen schnaufe ich kurz durch und bin gleichzeitig euphorisiert. Der Ausblick, gut 300 Meter über der Stadt ist …

… weit und vielfältig.
Ich wandere ein bisschen umher und versuche mich, so gut es geht, von den Menschenmassen fernzuhalten. Das klappt eher weniger gut. Zum einbrechenden Abend – es ist etwa 19 Uhr – ist der Berg noch gut besucht.
Es entstehen erste Bilder im gesamten Brennweiten-Spektrum. Das Spiel mit Licht, Linien und Tiefenstaffelung fällt hier sehr leicht. Etwas interessantes fällt mir gleich zu Beginn auf. Hier oben gibt es Ziegen – so richtige „Berg“-Ziegen. Diese sitzen mitten auf dem Rundweg und lassen die Besucher durchaus dicht an sich heran – sind aber auch sehr auf Futter fixiert, wie mir ein Schild auf Norwegisch und Englisch verrät. Ich spaziere weiter umher, beobachte; versuche die Situation in Bilder zu packen.
Das 100 Jahre alte Restaurant in weißer Holzbauweise hat es mir angetan, weshalb davon einige Bilder entstehen. In unmittelbarer Nähe davon finden sich zwei Foto-Punkte. Zum einen der „Kissing-Point“ mit Blick über die Stadt, zum Anderen ein mannshoher Troll, der den Arm zur Umarmung ausstreckt. Einen solchen, in Miniaturausgabe, hatte ich mir vor über 22 Jahren in einem kleinen Laden in Karesuando an der schwedisch-finnischen Grenze gekauft. Hier, im Westen Norwegens, sind diese Fabelwesen allgegenwärtig – in Bergen gibt es sogar ein Museum.
Ich pausiere an unterschiedlichen Spots und probiere mit der Ausrüstung rum. Währenddessen schwebt ein Hubschrauber vorbei. Die ganzen Zeit gibt es ein interessantes Wechselspiel zwischen der tiefstehenden Sonne und sehr vielen Wolken. Dank guten Vorbereitung weiß ich, dass gegen 20:30 Uhr Hurtigruten die Stadt verlässt. Das möchte ich mir anschauen. Und ich hoffe auch auf einen schönen Sonnenuntergang. Ersteres passiert auf die Minute genau. Das doch eher kleine Schiff mach sich auf den Weg nach Westen, zu seine 12-tägigen Fahrt entlang der Küste – bis Kirkenes und wieder zurück nach Bergen. Beim Sichten der Bilder am Abend bin ich etwas verwundert: Auf dem Schiff fehlt der Schriftzug „Hurtigruten“. Stattdessen steht dort „Havila“. Ich frage mich, ob das wirklich das richtige Schiff war, das ich beim Auslaufen fotografiert habe. Eine kurze Recherche bringt Licht ins Dunkel: Seit einigen Jahren gibt es zwei unterschiedliche Anbieter der Küstenroute – beide genannte Unternehmen.
Der Sonnenuntergang funktioniert dagegen nur so halb. Bevor der Stern hinter dichten Wolken am Horizont verschwindet blitzen ein paar letzte Strahlen hindurch.
Während ich auf einer Bank sitze wird es langsam frisch. Der Wind tut sein übriges dazu, dass ich es kurz bereue, meine dickere Jacke daheim gelassen zu haben.
Nach über 2 1/2 Stunden, gegen 21:30 Uhr, fahre ich durch die Dämmerung wieder bergab und stehe bald vor dem Eingang der Bergbahn.

Noch eine kleine, aber interessante Randnotiz:
In Norwegen gibt es genau eine(!) Berg-/Standseilbahn – eben jene Fløibane.

Die Nacht ergreift langsam die Stadt. Durch die dichten Wolken gibt es nur im Westen noch ein Farbenspiel, während alles Andere langsam vom Dunkel verschlungen wird.
Ich spaziere langsam heim und mache erneut einen Stopp am Holbergskai. Die Stadt leuchtet, Fløyen leuchtet. Vom Menschenandrang des Tages ist nur noch wenig zu spüren. Je näher ich meinem Hotel komme, desto ruhiger wird es.
Nach dem Sichten der Bilder endet dieser erste Tag in Bergen.

Dienstag, 19.08.2025 – Tag Vier – Zu Land und zu Wasser:

Nach einem viel zu frühen Frühstück bleibe ich lieber im Bett und versuche soetwas wie Erholung zu bekommen. Ich habe ja schließlich Urlaub. So recht klappen mag das nicht. Überforderung trifft es. Nach der Anreise und dem ersten Tag muss ich noch immer die vielen neuen Eindrücke verarbeiten.
Es ist schon früher Nachmittag, als ich das Hotel verlasse. Bis zur Fjord-Tour am Abend bleiben gute vier Stunden Zeit.
Ich nehme den Bus zur Småstrandgaten und spaziere zur Parkanlage um Lille Lungegårdsvannet. Tags zuvor hatte ich den markanten Brunnen in dessen Mitte bereits abgelichtet, heute probiere ich das aus verschiedenen Perspektiven erneut. Dazu ein bisschen Sonne tanken bei angenehmen Temperaturen.
Vom Wasser spaziere ich durch das modernere Zentrum Bergens, vorbei an einer Wahlkabine für die anstehende Stortingswahl am 08. September. Via Starvhusgaten und Markeveien geht es vorbei an moderner Steinbebauung gen Nordwesten – und langsam bergan. Kurze Pause am oberen Ende von Østre Murallmenningen. Von hier weiter zum Kloster. Die Bebauung hat inzwischen wieder zu Holzbauweise gewechselt. Eine weitere Pause folgt auf einem Spielplatz. Von hier erhasche ich einen kurzen Blick auf mein Hotel. In der Nähe befindet sich die frühere Festung Fredriksberg. Viel ist nicht mehr davon übrig, nur noch zwei Gebäude und eine große Wiese. Hier erblicke ich das Einlaufen eines Hurtigruten-Schiffes. Auf der Südwestseite von Klostergaten geht es langsam wieder zurück gen Hotel. Von hier schlängeln sich mehrere schmale Gassen bergab zu Wasser – gesäumt mit vielen Holzhäusern. Via Østre Murallmenningen erreiche ich Strandgaten und alsbald wieder mein Hotel.
Zuerst meine kleine Runde als Bild, anschließend ein paar sonnige Motive aus der Stadt.

Es bleiben nun noch etwa 90 Minuten, bis ich mich auf den Weg zum Schiff machen darf. Nochmal durchschnaufen und Ausrüstung vorbereiten.
Um kurz vor halb 6 geht es los. Ich bin bei weitem nicht der Einzige, der die Rundfahrt machen möchte. Es sind schon sehr viele weitere Passagiere vor Ort. Nach kurzer Wartezeit und Ticketkontrolle erklimme ich den Katamaran. Pünktlich um 18 Uhr legt dieser ab. Anfangs bewegen wir uns noch langsam aus dem Hafen, bevor das Schiff Fahrt aufnimmt.

In hohem Tempo geht es nordwärts. Während Bergen an uns vorbeizieht kommen einige Band-Durchsagen auf Englisch – nur auf Englisch. Was mich anfangs verwundert erklärt sich doch recht schnell. Fast alle Passagiere sind Touristen und des Norwegischen nicht mächtig. Ich versuche mehrmals die Geschwindigkeit in Bildern auszudrücken, was durchaus gelingt. Als ersten wichtigen Ort passieren wir Nordhordlandsbruan, die Bergen mit Flatøya und den Regionen weiter nördlich verbindet. Da der Fjord hier über 500 Meter tief ist, ist der nordwestliche Teil der Brücke als Pontonbrücke ausgeführt – die Brücke schwimmt. Kurz dahinter erreichen wir Osterøya, welche die größte norwegische Insel ist, die nicht an direkt an der Küste liegt.
Währenddessen wandert die Sonne dem Horizont entgegen und das Licht wird wärmer. Die hohen Berge an der Westseite des Fjordes werfen lange Schatten und sorgen für schöne Kontraste. Vor Paddøya schwenken wir nach Norden durch einen sehr engen Sund. Derweil läuft interessante Musik und fast alle Passagiere stehen an Deck um zu fotografieren. Nächste Station ist der kleine Weiler Vikaneset. Auch hier wird fleißig fotografiert. Ein besonderes Motiv ist die kleine Holzkirche, deren weiße Fassade sich im Wasser spiegelt. Eine gute Viertelstunde später ist das vermeintliche Ziel der Tour erreicht (so hatte ich es zumindest erwartet). Doch statt vor Mostraumen zu drehen durchfahren wir die sehr schmale Meerenge und kommen in einen weiteren Fjord. Links und rechts hohe Berge. Ein bisschen erinnert mich das an Trollfjorden viel weiter nördlich. Gegen 19:40 Uhr sind wir wirklich am Ende. Ein winziges Dorf markiert das Ende des Fjordes – Mo, das von mehreren Wasserfällen umgeben ist. Schatten liegen über dem Dorf, nur die östliche Seite wird von der Sonne angestrahlt. Wirklich stoppen tun wir nicht, stattdessen dreht der Katamaran ganz langsam und bietet so genügend Möglichkeiten, um Bilder zu machen.

Auf dem Rückweg bekommen wir für mehrere Minuten motorisierte Begleitung. Zwei jüngere Herren kommen auf ihren Jetskis sehr schnell näher und nutzen die Wellen unseres Bootes zum wellenreiten. Beide scheinen mit uns zu spielen; wollen wohl auch die Aufmerksamkeit. So gelingen mir einige interessante Motive im Fjord. Nach der erneuten Passage von Mostraumen bleiben wir vor nahezu senkrechten Felswänden fast stehen. Erneut werden Telefone und Kameras gezückt und viele Bilder gemacht. Auf dieser Tour fällt mir auf, dass erstaunlich viele Passagiere mit Systemkameras unterwegs sind – mit und ohne Spiegel. Man will wohl doch qualitativ bessere Bilder haben, als es Mobiltelefone liefern. Während wir mit zunehmend höherer Geschwindigkeit gen Bergen zurückrauschen, sichte ich die Bilder dieses Ausfluges. Bald wird wieder Nordhordlandsbruan unterquert und ich halte diese spezielle Brücke dieses mal fest. Die Sonne steht mittlerweile so tief, dass sie, ob der hohen Berge, kaum noch zu sehen ist. Erst bei der Einfahrt nach Vågen sorgt sie nochmal für wunderschöne Motive. Bergens Altstadt, Fløyen und die umliegenden Berge werden in ein tief-orangenes Licht getaucht – eine magische Stimmung. Da wir etwas zu spät ankommen verpasse ich den direkten Sonnenuntergang über der Stadt. Und ich bereue es nicht. Die dreistündige Tour mit dem Katamaran ist eine große Entschädigung dafür. Und ich bereue es ebensowenig, die Abend-Tour gebucht zu haben.
Alsbald spaziere ich den kurzen Weg zum Hotel zurück. Ich bin fertig und glücklich. Tag Zwei geht zu Ende.
Hier nun die Eindrücke meiner Fjord-Fahrt:

Mittwoch, 20.08.2025 – Tag Fünf – Kleinod und Bekanntes:

Nach einem solchen Tag fällt mir das Aufstehen schwer und so verpasse ich mal wieder das Frühstück.
Die Endhaltestelle des Busses, der vor der Tür fährt, heißt „Starefossen“. Da der zweite Wortteil auf Deutsch „Wasserfall“ bedeutet, bin ich neugierig. Eine kurze Recherche ergibt, dass dort tatsächlich ein kleiner Wasserfall sein soll. Ich muss dahin!
Und so sitze ich bald im Bus und begebe mich auf meine erste Stadtrundfahrt.
Die Stadt ist voller Kontraste. Kleine Holzhäuser, große Prunkbauten, Verkehrswege, die großstädtisch wirken, Wasser, Wald – und viele hohe Berge. Die letzte Viertelstunde durchqueren wir eine enge Straße, die sich bergan schlängelt. Bin fasziniert, wie der Busfahrer diese Strecke meistert. Es kommt mehr als einmal vor, dass Autofahrer zurücksetzen müssen, um den Bus Platz zu machen.
Mittlerweile sind um uns herum wieder die kleinen Holzhäuser. An der Endstation gibt es mehrere Kindergärten und eine Sportanlage. Ich habe eine gute Dreiviertelstunde Zeit zum Erkunden. Ein unscheinbarer Wegweiser lotst mich zum Wasserfall; eher ein Wasserfällchen, aber trotzdem ganz nett anzuschauen. Ich spaziere noch ein bisschen umher und genieße den Stadt-Blick aus 200 Metern Höhe. Nach kurzer Wartezeit bringt mich der Bus wieder zurück Richtung Hotel. So bekomme ich noch eine erweiterte Rundfahrt durch Nordnes. Den letzten halben Kilometer spaziere ich zu Fuß und passiere dabei die barocke Nykirke. Leider ist diese nicht zugänglich.
Teil Eins des Tages endet mit einer kurzen Pause im Hotel.

Gegen 18 Uhr mache ich mich erneut auf den Weg.
Ich  mutiere zum wirklichen Touristen und erkunde das alte Hanseviertel, und Weltkulturerbe, Bryggen. Auf dem weg dorthin besuche ich die vielen Souvenirläden, die südlich davon liegen; will vielleicht ein paar Mitbringsel organisieren. Eine Sache ist dort omnipräsent: Trolle.
Ob der Tageszeit ist es schon eher ruhiger. Es ist bewölkt, aber trocken. Die Straßenfront ist gut besucht – ich möchte aber nicht wissen, wie es um die Mittagszeit aussieht. Zwischen den paarweise angeordnete Häusern verlaufen schmale, sehr lange, Gänge, die in den Hinterhof führen. Hier bin ich fast allein. Ich schaue mich um und mache ein paar Bilder; sauge den Duft nach Holz in mich auf. Überall sind kleine Lädchen und Ateliers in geduckten Erdgeschossen.

Von Bryggen geht es weiter zur Festung Bergenhus. Erst im Nachhinein (=daheim) stelle ich fest, dass auf dem Weg dorthin die Statue des nordischen Saga-Dichters Snorri Sturluson steht. Nunja, den hebe ich mir für einen weiteren Bergen-Besuch auf. Zur Festung führt eine schmale Kopfsteinpflaster-Straße. Drinnen ist es sehr ruhig, was auch der späten Uhrzeit geschuldet sein mag. Leider kann ich kaum etwas erkunden, da ein Großteil des Geländes abgesperrt ist. Kurzzeitig bricht die Sonne durch die Wolken und beschert mir ein paar schöne Aufnahmen.
Von Bergenhus führt mich meine Tour zur Mariakirke, der ältesten Kirche der Stadt und von dort auf die Rückseite von Bryggen. Ich suche mir eine Bank in der, nun doch hervorlugenden, Sonne und genieße. Vor mir baut sich ein Gewirr aus Dachgiebeln auf, die im Dunkel des Gegenlichtes liegen. Während ich dort sitze, hopst eine kleine Elster vorbei. Sie wirkt ziemlich mitgenommen. Nach einer guten Viertelstunde spaziere ich via Øvregaten (wohl eine der ältesten Straßen der Stadt) gen Fløybane. Hier ist sehr gut was los, weshalb ich dem Andrang aus dem Weg gehe. Die Fortsetzung, Lille Øvregaten, ist menschenleer und von hellen Holzhäusern bestanden. An deren Ende erhebt sich die Domkirche. Ich schlängle mich durch weitere Gassen zur Korskirke und von dort zurück ins Gedränge um Torget. In der tiefstehenden Sonne schaffe ich es nun auch ein paar schöne Bilder von Bryggen zu machen.
Wie schon am Montag pausiere ich auf der wenig besuchten Shetland-Larsen-Brygge und hoffe auf den Sonnenuntergang. Aber auch dieses Mal ärgern mich wieder die Wolken. Stattdessen fange ich die Einrücke der Gegend ein und trete alsbald den Weg zum Hotel an.
Wie schon an den vergangenen beiden Tagen bin ich von den vielen Eindrücken ziemlich fertig und etwas überfordert. Und doch genieße ich jede Minute in der Stadt.

Hier sind die Eindrücke meiner abendlichen Fuß-Runde:

Donnerstag, 21.08.2025 – Tag Sechs – Alt, Neu & eine Rückkehr:

Ich lasse mir Zeit. Durch meinen Abendspaziergang habe ich einige Dinge entdeckt, die ich mir zum Mittag anschauen möchte. Während meiner Recherchen finde ich noch weitere interessante Sachen.
Erstes Ziel ist Domkirken. Die 40 Kronen Eintritt kann ich mir dank Bergenskortet sparen – und bin auch froh darüber. Die Kirche ist teilweise gesperrt und eher spartanisch ausgestattet. Ich bin enttäuscht. Korskirken ist komplett geschlossen. So bleibt nur noch Mariakirken.
Diese Kirche überrascht mich sehr positiv. Ein gedrungener romanischer Bau mit reicher Ausstattung. So tausche ich mein Telefon gegen die D780, um bei düsterem Licht die vielen Eindrücke einzufangen. Besonders sind die vielen deutschsprachigen Tafeln sind interessant. Mit dem Hintergrundwissen, dass Mariakirken die Hauptkirche der deutschen Hanse-Kaufleute war, ergibt das Ganze Sinn.

Nächste Station ist das Museum in der Festung.
Hier habe ich ein interessante Erlebnis: Im Eingangsbereich werde ich von einem älteren Herren begrüßt. Er erklärt gerade einer Frau die Ausstellung und fragt mich, woher ich komme. Als ich auf Norwegisch „Tyskland“ antworte, möchte er ins Englische wechseln. Ich entgegne ihm, dass ich Schwedisch spreche, woraufhin von ihm kommt, dass Norwegisch und Schwedisch ja fast dieselbe Sprache seien. Ich lächle und er fährt er auf Norwegisch mit seinen interessanten Ausführungen fort. Auf drei Etagen gibt es interessante Einblicke in die Stadt- und Militärgeschichte von Bergen. Besonders interessiert mich die Ausstellung zur deutschen Besetzung Norwegens von 1940-45. Eine Epoche voller Konflikte. Die Okkupanten wurden keineswegs – wie von der Führung in Berlin erwartet – mit offenen Armen empfangen. Stattdessen gab es während der gesamten Zeit offenen und verdeckten Widerstand. Ebenso nutzten viele „Quislinge“ die Möglichkeit, um sich persönlich zu profilieren und bereichern. Nach gut fünf Jahren war das makabere Schauspiel „zum Schutze Norwegens vor dem Feind“ – vor allem aber zur Vorherrschaft der Nationalsozialisten im Nordatlantik und zur Sicherung des Erz-Nachschubes aus Schweden – vorbei. Trauriger Höhepunkt dieser Epoche war der 20.04.1944. Am 55. Geburtstag des „Führers“ gab es Bergen einen lauten Knall. Im Hafen vor Bergenhus Festning explodierte ein Munitionsschiff und zerstörte viele Gebäude im Umkreis  – und riss 158 Menschen aus dem Leben.

Nach dieser bedrückenden Geschichtsstunde brauche ich Abwechslung. Ich will mich etwas über Bryggen erkundigen. Leider ist der Infopunkt für kurze Zeit geschlossen, weshalb ich auf Souvenir-Tour gehe. Mit ein paar Andenken aus Bergen kehre ich kurz darauf zurück und kann mich ein bisschen über das Viertel informieren. Mit dieser Runde und zwei kleinen Büchern im Gepäck habe ich mein Historiker-Herz befriedigt.

Nun ist mein Technik-Herz dran.
Wie in vielen Städten wurde Ende des 20. Jahrhunderts auch in Bergen die Straßenbahn abgeschafft. Hier dachte man aber vor zwei Jahrzehnten um und erbaute die Bybane – eine moderne Stadtbahn. Via Kartenapp schaue ich nach einem Ort, zu dem ich fahren könnte, und entdecke einen kleine See, an dem sich ein Geheimnis versteckt. Nach kurzem Spaziergang bin ich an der Start-/Endhaltestelle mitten in der Stadt und begebe mich in die Linie 1 gen Flughafen – Ziel: Nesttun terminal. Die Bahn ist gut gefüllt. Auf einem gemütlichen Sitzplatz genieße ich die Fahrt durch die Stadt. Es ist abwechslungsreich, obwohl ich manchmal für längere Zeit nichts sehe. Ja, die Norweger lieben ihre Tunnel und so verlaufen auch Teile der Stadtbahn in diesen.
Nach etwa einer halben Stunde bin ich an meinem ausersehenen Ziel. Ein paar Meter entfernt entdecke ich eine Bank am kleinen See Nesttunvatnet. Hier vergesse ich schnell, dass ich mitten in einer Großstadt bin. Einzig das gelegentliche Quietschen der Straßenbahn erinnert mich daran. Ich nutze die Gelegenheit, die Bahn in Szene zu setzen und entdecke bald das versteckte Kleinod. Auf einer Halbinsel steht auf einer Wiese ein weißer Hase. Von Nahem wirkt dieser ziemlich mitgenommen. Das inoffizielle Maskottchen von Bybanen hat sehr gelitten.

Dank 5-Minuten-Takt brauche ich mir um die Rückfahrt keine Gedanken zu machen. Das Publikum in der Bahn ist ziemlich gemischt und ich fühle mich ein bisschen wie daheim – einzig die Sprache passt nur bedingt. Je näher wir der Innenstadt kommen, desto häufiger ist Englisch zu hören und die Passagiere werden touristischer. Auf meinem Spaziergang zum Hotel besuche ich einen Buchladen. Dort entdecke ich das Buch „Litt Hitler i Bergen“. Statt dieses zu kaufen, lasse ich es im Regal. Mein Interesse ist geweckt. Vielleicht bekomme ich es auf anderem Weg oder in elektronischer Form – mal schauen…

Diese 4 intensiven Stunden müssen verarbeitet werden und so verschnaufe ich in meinem Zimmer. Warum ist es schon der letzte volle Tag in Bergen? Die Zeit ist so schnell verflogen! Mich beschleicht etwas Wehmut als ich die Bilder dieser (Nach-)Mittagsrunde sichte.

Was mache ich mit dem angebrochenen Nachmittag? Während eines längeren Ferngespräches mit Dresden kommt mir eine Idee: Nochmal zurück auf Fløyen! Nochmal den Berg erkunden und auf einen schönen Sonnenuntergang hoffen.

Gegen 19 Uhr bin ich an der Bahn und fahre hinauf. Anstatt nur im vorderen Bereich zu bleiben, wie am Montag, mache ich eine kleine Wanderung zu Skomakerdiket. Auf guten Wegen geht es durch den Wald zu einem kleinen See, welchen ich einmal komplett umrunde. Es ist schön ruhig und etwas frisch; kaum noch Menschen unterwegs. Wolken verdunkeln die Szenerie. Eine halbe Stunde bin ich im Wald unterwegs, ehe es zurück zur Aussichtsplattform geht. Leider sind die Berg-Ziegen heute nicht zu sehen. Ich setze mich auf eine Bank etwas abseits und versuche meine Gedanken zu ordnen – und zu genießen. Direkt auf der Plattform macht eine Gruppe Yoga mit Blick auf Stadt und Fjord. Ein schönerer Ort dafür ist kaum zu finden.
Zwischen den dunklen Wolken blitzt gelegentlich die Sonne hindurch; in der Ferne scheint es zu regnen. Das Licht ist wunderschön. Ich bin verliebt und traurig zugleich. Zudem steigt langsam die Anspannung ob der Rückreise. Gefühlschaos pur. Ich versuche zu genießen, was mir aber schwerfällt.

Gegen 21 Uhr bin ich wieder unten in der Stadt. Leichter Nieselregen begleitet mich, während ich langsam zum Hotel trabe – typisches Bergen-Wetter zum Abschluss.

Zeit, die letzten Bilder aus Bergen zu sichten.

Freitag, 22.08.2025 – Tag Sieben – Rückreise, erster Teil:

Gegen neun läutet mein Wecker zum letzten Mal in Bergen. Die Sonne begrüßt mich. Bis mein Zug nach Oslo geht, bleiben mir gute 2 1/2 Stunden.
Erneut lasse ich das Frühstück aus und futtere stattdessen schwedisches Brot in meinem Zimmer. Zeit, meine Sachen zu packen. Wehmut und Anspannung vermischen sich – eine komische Stimmung.

Kurz nach 11 verlasse ich mein Hotel und fahre mit dem Bus zum Bahnhof. Ich bin überrascht, dass die Halle so gut gefüllt ist, obwohl der Zug schon am Bahnsteig steht. Des Rätsels Lösung: Der Bahnsteig ist abgesperrt. So kann ich mir ein Bild des Publikums machen. Es scheinen fast ausnahmslos Touristen zu sein, meist eher älter und in Funktionswäsche bekleidet. Ich höre viele Sprachen, nur kaum Norwegisch. Ein Spiegelbild der vergangenen Tage in der Stadt. Eine Sprache höre ich in dieser Zeit erstaunlich häufig: Portugiesisch.
Bald wird der Bahnsteig geöffnet und die Menge erklimmt den Zug. Ich habe den längsten Weg vor mir, da ich im letzten Waggon, direkt hinter der Lok, sitze. Kurz nach halb 12 habe ich meinen Platz eingenommen. Der Zug ist ausgebucht. Neben mir sitzt ein junger Herr, sehr wahrscheinlich Norweger – eine Ausnahme. Die Lampe auf dem Bahnsteig leuchtet zur Mittagszeit. Ja, in Norwegen hat man ein etwas anderes Verhältnis zu Elektrizität – ein entspannteres. Wasserkraft ist im Überfluss vorhanden.
Bevor ich zum Abend springe, möchte ich Euch noch die letzten vier Bilder aus Bergen zeigen:

Zeitsprung:
Kurz nach 19:00 Uhr erreiche ich die Hauptstadt. Die Fahrt hat mich schon etwas mitgenommen. Ich trotte mit meinem Koffer zum nahegelegenen Hotel und beziehe alsbald mein kleines Zimmer mit Baustellen-Blick. Es ist so klein, dass das Bett die gesamte Breite einnimmt. Für eine Nacht wir das schon genügen. Da ich noch etwas zu essen brauche und noch ein Dach erklimmen möchte, mache ich mich nach einer kurzen Pause zu Fuß auf den Weg. Essen ist bald organisiert und die Oper nicht weit. Mal wieder habe ich das Vergnügen mit dichten Wolken. Ab und zu zeigt sich die Abendsonne aber doch. Das Dach und der Platz davor sind erstaunlich leer für einen Freitagabend. Die Anzahl der Möwen übersteigt diejenige der Besucher um ein Vielfaches. Das Licht lädt zum Spiel mit Farben und Linien ein, was ich ausgiebig nutze.
Bald darauf geht es zum Hotel zurück. Die Anspannung ist groß, ob der bevorstehenden, letzten, Etappe.
Nachfolgend ein paar Eindrücke aus dem abendlichen Oslo, ehe mein Exkurs über Bergensbanen beginnt:

Exkurs: Mit dem Zug von Oslo nach Bergen und zurück:

Für längere Strecken nutze ich seit vielen Jahren nur noch selten das Auto. Stattdessen bin ich viel mit der Bahn unterwegs. Deshalb kam ich gerade in den letzten 1 1/2 Jahren in den Genuss, viele bekannte Gebirgsbahnen erleben zu dürfen. Seit meiner Kindheit begeistere ich mich für dieses geschichtsträchtige Transportmittel. Und gerade die Gebirgsbahnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sind besondere historische und technische Meisterwerke. In der Frühzeit der Eisenbahn haben die Menschen mit wenigen technischen Möglichkeiten schier unmögliches fertig gebracht.
Begonnen hat alles so richtig mit der Geislinger Steige zwischen Geislingen an der Steige und Amstetten auf der schwäbischen Alb im März 2024. Nur 5 Tage darauf ist Bahn Nummer Zwei dran – die Semmeringbahn zwischen Mürzzuschlag und Gloggnitz in den österreichischen Alpen. Zu beiden Bahnen habe ich mich in meinen Beitrag zur Österreich-Städtetour geäußert.
Bis zur nächsten Bahn vergeht ein Dreivierteljahr. Anfang Januar 2025 genieße ich die Badische Schwarzwaldbahn zwischen Offenburg und Singen in beiden Richtungen. Von Mal zu Mal werden die überwundenen Höhendifferenzen größer. Von 112 Metern auf die Alb, über 459 Meter in Österreich zu 673 Metern hinauf in den Schwarzwald. Von Mal zu Mal steigt auch meine Begeisterung. Und so ist es fast schon selbstverständlich, für meine Bergen-Reise die Bahn ab Oslo zu nehmen.

Im folgenden möchte ich euch darüber berichten und Bilder von beiden Fahrten mit der Bahn zeigen.
Wir starten auf Meereshöhe in der Hauptstadt und reisen nach Nordwesten. Die Strecke wir von der Staatsbahn NSB betrieben. Die alten NSB-Schilder sind mittlerweile dem neuen Markennamen „Vy“ gewichen. Oslo Sentral ist groß und doch recht übersichtlich und gut beschildert. Am Gleis warten 9 grüne Wagen, deren Innenausstattung schon etwas in die Jahre gekommen ist. Viel gibt es nicht, nur eine Stationsanzeige. In der Mitte des Zuges ist ein Bistro. Klassen gibt es nicht – gleiches Recht für Alle! Sowohl hin- als auch rückzu sitze ich jeweils auf der linken Seite und kann mir ein umfassendes Bild der Strecke machen. Da ich meine Tickets vorab gekauft habe, versorgt mich Vy mit Informationen zur Fahrt. So erfahre ich, dass mein Zug gen Bergen früher abfährt, da die Neubaustrecke nach Drammen gesperrt ist. Wir fahren also nach Osten um das Zentrum Oslos herum und sind bald mitten im Wald auf einer eingleisigen Strecke in den Osloer Vororten unterwegs. Recht schnell gibt es den ersten Halt – warten auf einen Gegenzug. Dies wird sich noch oft wiederholen. Nahezu die gesamte Strecke ist eingleisig ausgeführt und kann entsprechend wenig Verkehr bewältigen.
Bald sind wir in einem größeren Tal und befinden uns auf der klassischen Bergensbane-Streckenführung. Auf der Rückfahrt halten wir kurz an der Station Grindvoll, die die Entfernungen nach Oslo (hier noch mit der „dänischen“ Bezeichnung „Kristiania“) und Bergen angibt. Die Landschaft ist hügelig und von Landwirtschaft geprägt. Gelegentlich passieren wir kürzere Tunnel. In den kommenden zwei Stunden ändert sich daran wenig. Irgendwie ist es langweilig, zumal der Zug ein eher gemächliches Tempo fährt. Erster Stopp, nach eineinhalb Stunden Fahrzeit ist Hønefoss. Vorab wird uns mitgeteilt, dass der Zug auf dem „falschen“ Gleis einfährt und deshalb mittels einer kurzen Rückwärtsfahrt an das richtige Gleis rangieren muss – der Zug ist zu lang und nicht alle können aussteigen. Ironischerweise passiert das nur auf der Hinfahrt. Auf der Rückfahrt halten wir am „falschen“ Gleis, auf einer Brücke über dem Strom Molvald. Die Fahrtzeiten scheine sehr großzügig kalkuliert, weshalb wir in Hønefoss etwa 15 Minuten stehen. Rückzu fällt dieser Stopp deutlich kürzer aus. Ab hier nimmt die Tunnel-Dichte deutlich zu. Kurz vor Flå erreichen wir das Tal des Hallingdalselva, dem wir für eine Weile folgen. Die eher sanften Hügeln sind mittlerweile steileren Berge mit Höhen bis 800 Meter gewichen. Steile Felswände und ein enges Tal mit einzelnen kleinen Dörfern riechen schon mehr nach Gebirge. Kurz vor Flå kommt die Ansage (auf norwegisch und Englisch), dass der Zu- und Ausstieg nur im mittleren Waggon möglich seien, da der Bahnsteig sehr kurz sei. Interessant und irgendwie typisch für dieses Eisenbahn-Erlebnis. Wir gewinnen gemächlich an Höhe. Via Nesbyen erreichen wir Gol – auf 207 Metern Höhe. Das 26 Strecken-Kilometer entfernte Ål liegt bereits auf 437 Metern. Der Anstieg wird steiler. Bald verlassen wir das Hallingdal. Auf der Rückfahrt gelingen mir sehr schöne Bilder davon. Der Wintersportort Geilo liegt bereits auf knapp 800 Metern und die ersten kahlen Berge kommen in Sicht. So langsam wird es richtig interessant und ich freue mich auf das Kalfjäll der Hardangervidda – die karge Berg-Landschaft, die ich so liebe. Was ich auch liebe, sind die Angaben der Stationshöhen auf der Anzeige. Diese fotografiere ich auf beiden Fahrten. Ein netter Service – wohl auch im Hinblick darauf, dass sehr viele Passagiere Touristen sind. Via Ustaoset geht es nach Haugastøl. Kurz darauf sind die 1.000 Höhenmeter überquert. Dichte Wälder sind kahlen Hochflächen mit kleinen Birken und wenig Grün gewichen. In der Ferne liegen Schnee-Reste auf den Bergen. Überall sind kleine Seen und verstreute Häuser. Obwohl die Strecke durchaus touristisch ist, hält sich das Zugpersonal an den Fahrplan. So kommt vor dem nächsten Halt Finse die Ansage, dass doch bitte nicht ausgestiegen werden solle, um den höchstgelegenen Bahnhof der Strecke (und ganz Norwegens) zu fotografieren, da der Zug nur kurz halten werde. Finse. Fast fünf Stunden bin ich mittlerweile unterwegs. Auf 1.222 Metern ist der Scheitelpunkt der Strecke fast erreicht. Danach wird es dunkel – sehr lange!
Bis Anfang der 1990-er Jahre führte die Strecke noch bis auf über 1.300 Meter hinauf. Zur besseren Nutzbarkeit im Winter wurde der Finsetunnel gegraben, weshalb es heute nur noch bis auf 1.237 Meter geht.
Die Dunkelheit wird nur durch gelegentliche Galerien unterbrochen – Tunnel, die auf einer Seite offen sind und Schnee-Schutz bieten sollen. In einer solchen Galerie liegt auch die Station Hallingskeid. Oft verpasse ich die kurzen Blicke auf die Landschaft und schaffe es kaum, Bilder zu machen. Auf der Rückfahrt ist das unmöglich.
Der Abstieg hat begonnen. Myrdal liegt „nur“ noch auf 866 Metern und sorgt für etwas Licht nach der langen Dunkelheit. Auf beiden Fahrten findet hier ein größerer Fahrgast-Wechsel statt. Grund dafür ist die Flåmsbane, eine Stichstrecke zu einem Ausläufer des Sognefjordes und beliebtes Reiseziel. Auf der Rückfahrt kommt die Durchsage, dass Kartenzahlung im Bistro für die halbe Stunde bis Finse nicht möglich sei, auf Grund der vielen Tunnel.
Steile Felswände und tiefe Täler bilden nun das Landschaftsbild – wir nähern uns der Küste. Leider ist davon vorerst wenig zu sehen. Es bleibt dunkel. Nachdem wir wieder im Licht sind wird mir beim Blick aus dem Fenster kurz schwindelig. Unter mir geht es steil hinab in ein tiefes Tal. Darin rauscht ein Gebirgsbach. Entlang dieses Tals verlieren wir weiter an Höhe. Gute 80 Strecken-Kilometer hinter Finse sind wir in der nächsten Station Voss schon fast wieder auf Meereshöhe. Der Gebirgsbach ist zu einem breiteren Fluss mit vielen Stromschnellen und Sandbänken mutiert. Bis wir einen Fjord erreichen, vergeht noch etwas Zeit.
Hinter dem nächsten Halt Dale ist es soweit. Ich staune schon die ganze Zeit, wie es geschafft wurde, diese Strecke zu bauen. An den steilen Berghängen ist kaum Platz. Und doch hat man diesen für kleinere Dörfer, Straßen und eine Eisenbahnstrecke geschaffen. Wo es zu eng wurde, baute man einfach durch den Berg. So schlängelt sich die Strecke an einem Fjord entlang gen Westen. Bergen kommt näher. Jenseits des Fjordes ist Osterøya.
Arna ist der letzte Stopp vor Bergen. So recht glauben mag ich noch nicht, dass wir bald in einer Großstadt sein werden. Zeit zum Nachdenken darüber bleibt im letzten langen Tunnel, der Bergens Hausberg „Ulriken” unterquert.
Nach gut sieben Stunden ist das Ziel erreicht. Vor allem auf der Rückfahrt hatte der Zug durch die vielen Begegnungs-Stopps zwischenzeitlich eine Verspätung von über 10 Minuten. Dank der großzügigen Planung werden aber beide Endbahnhöfe wesentlich früher, als geplant, erreicht.

Was bleibt?
Bergensbanen ist ein Erlebnis der besonderen Art. Während der Zugfahrt fühlt man sich in eine andere Zeit zurück versetzt – trotz moderner Wagen und Lokomotiven. So muss sich reisen vor 100 Jahren angefühlt haben. Zeit spielte damals eine eher untergeordnete Rolle. Wichtig war (und ist) einigermaßen komfortabel eine lange Strecke bewältigen zu können – eine Strecke, die Norwegens größte Städte miteinander verbindet; und ein riesen Fortschritt zum umständlichen Reisen mit (Pferde-)Wagen und Booten vor dem Bau von Bergensbanen. Norwegens Topografie ist gerade im Westen sehr anspruchsvoll und kaum durch größere Verkehrswege zu erschließen. Die Eisenbahn hat das geschafft. Aber Gerade in Norwegen fristet dieses Verkehrsmittel eher ein Nischendasein. Will man schnell weite Strecken überwinden, so nutzt man das Flugzeug.
Vor allem auf der Hinfahrt war ich von den vielen Eindrücken komplett überfordert. Es muss nochmal ein anderes Erlebnis sein, diese Strecke im Winter zu nutzen.

Falls Ihr die Möglichkeit habt, gönnt Euch diese besondere Eisenbahn-Fahrt.
Die vielen Eindrücke sind kaum in Bilder zu fassen. Ich habe es trotzdem (mit dem Telefon) probiert.

Samstag, 23.08.2025 – Tag Acht – Rückreise, zweiter Teil:

Gegen halb 11 verlasse ich mein Hotel und gehe zum Zug. Dieser bringt mich innerhalb von 20 Minuten zum Flughafen Gardermoen, gut 35 Kilometer nordöstlich von Oslo. Für Norwegens größten und wichtigsten Flughafen ist es hier doch eher beschaulich und sehr wenig los. Der Flughafen ist noch sehr neu und entsprechend luftig und modern. Meine Höhenangst ist davon weniger begeistert. Eine gute Stunde bleibt mir, um mein Gepäck abzugeben und zum Abfluggate zu gehen.
Der Automat will irgendwie nicht, weshalb ich zum Schalter gehe und dort meinen Koffer abgebe. Kurz darauf marschiere ich ohne Gepiepe durch die Sicherheitskontrolle, und stehe kurz darauf in Gewusel der Abflughalle. Kurz noch ein überteuertes Wasser holen und dann in den Wartebereich am Ende der Halle. Hier ist schon gut was los. An zwei parallelen Gates gehen binnen kurzer Zeit Flüge. Einer davon nach Lissabon, weshalb ich wieder viel Portugiesisch höre. Die Zeit plätschert dahin, scheint fast still zu stehen. Meine Anspannung ist am Limit, gepaart mit Trauer, dass ich Norwegen alsbald wieder verlassen muss. Kurz nach 13 Uhr kommt Bewegung rein. Ab ins Flugzeug! Die Maschine ist komplett ausgebucht und ich feiere schon meinen Platz. Mehrere Ansagen kommen, dass das Gepäck zu verstauen sei, es andernfalls in den Gepäckraum wandere und sich der Flug noch weiter verspäte. Ich bin überrascht, dass die Passagiere den Anweisungen Folge leisten.
Gegen 13:25 Uhr rollen wir los (statt, wie ursprünglich geplant, um 13:00 Uhr) und heben nach Norden ab. Die angepeilte Flugzeit soll 90 Minuten betragen – Glück für mich. Bald kommt die Hauptstadt in Sicht, der Großteil davon unter Wolken. Bahnhof und Colorline-Terminal sind zu erkennen. Während wir weiter an Höhe gewinnen, verschwinden unter uns langsam die letzten Inselchen Norwegens und es ist nur noch Meer zu sehen.
Die Flugroute gefällt mir. Einmal längs über Jütland und Fünen. Aus 10 Kilometern Höhe und mit Flugrichtung Süd sieht alles so ungewohnt aus. Mit Sitzplatz rechts sind einige markante Orte zu erkennen. Kiel überfliegen wir etwas östlich, als gerade die Colorline ausläuft – der Kreis schließt sich.
Deutschland ist nahezu komplett unter Wolken versteckt. Mittlerweile habe ich gut gespeist und meine Anspannung hat sich etwas gelegt.
Im Landeanflug durch die Wolken kommt bald Frankfurt in Sicht, und wir landen ziemlich pünktlich auf der Startbahn West. Nach einer längeren Flughafen-Rundfahrt haben wir unser Ziel erreicht und Busse bringen uns zur Ankunftshalle. Zurück in Deutschland. Nun bleiben mir noch etwa 40 Minuten um meinen Koffer zu holen und den Zug zu erreichen. Mein Gepäck habe ich bald und trete den Marsch durch das Labyrinth des Frankfurter Flughafens an. Derweil teilt mir die Bahn mit, dass mein Zug Verspätung haben werde. Alles wie gehabt. Also Futter organisieren und warten. Es werden schließlich gute 20 Minuten, samt Gleiswechsel am selben Bahnsteig. Ich gehe meine Optionen durch, wie ich anschließend von Mannheim nach Heidelberg komme. Ohne S-Bahn wäre das kaum möglich.
In Mannheim bleibt mir eine Viertelstunde und in der S-Bahn ein Sitzplatz. In Heidelberg schnappe ich mir ein Taxi, das mich heim bringt. Nach sieben Tagen und 14 1/2 Stunden ist meine Reise zuende. Ich bin fertig!

Hier sind die letzten Bilder der Reise:

Was bleibt von dieser Woche?
Eine viel zu kurze Reise mit viel zu vielen Eindrücken.
Eine Reise, deren Planung nahezu auf den Punkt gepasst hat und die meine Erwartungen mehr als erfüllt hat.
Eine Reise, die mir ein neues Bild vom Norwegen gegeben hat – ein zwiespältiges Bild.
Eine Reise mit viel zu vielen Bildern und fast perfekter Ausrüstung.
Eine Reise, die nachwirkt…

Bergen, vi ses igjen!

— SnusTux|René M. – 04/10-2025