Zuerst ein paar Worte auf Schwedisch:
Jag vill tacka alla som jag fick träffa och återse. Speciellt tack till Jonathan & Madeleine med Ylva & Sisi samt Jonatan & Jonna – hoppas allt kommer gå bra för er. Kära kompisar, det vore helt underbart att se er nån gång här nere i Tyskland. Jag vill också tackar Roberth & Helena med Sally, mina gästgivare som troligen inte kommer läsa denna texten.
Tiden i staden vid västkusten har varit alldeles för kort och jag längtar redan tillbaka.  

Willkommen zurück!
Es ist Samstagnachmittag. Draußen regnet es und ist grau – typisches Göteborger Wetter also. Seit etwa 50 Stunden bin ich wieder zurück in Heidelberg. Diese letzten beiden Tage habe ich damit verbracht, das Material zu sichten und zu bearbeiten. Es ist viel zuviel geworden – knapp 200 Bilder, die ich Euch im nachfolgenden zeigen möchte.
Viel Spaß beim Lesen.

1. Vorbereitung und Anreise nach Frankfurt
Mein letzter Besuch in der Stadt war im Oktober 2015. Hier findet Ihr ein paar Bilder davon. Die Zeit verging, die Sehnsucht wuchs immer weiter. Durch viele private Veränderungen rückte ein erneuter Besuch in immer größere Ferne. Mitte oder Ende letzten Jahres fasste ich den Entschluss, dass es 2019 sein müsste. Darauf arbeitete ich hin. Es würde eine eher kurze Reise werden, bedingt durch feste Termine und der kurzen Sommerferien. So begann ich im Januar zu recherchieren. Ich suchte mir die weitgehend günstigste und beste Flug-Quartier-Kombination heraus. Kurz nach Weihnachten 2018 hatte ich erstmals AirBnB genutzt, was ich nun auch wieder machen würde. Ich fand ein nettes Quartier in der Innenstadt und dazu passende, günstige Flüge. 

Die Sehnsucht wurde immer größer während das Jahr verging. Im Frühsommer organisierte ich mir zwei Bahntickets von Mannheim nach Frankfurt und zwei weitere für den Bus vom göteborger Flughafen Landvetter in die Stadt und zurück.

Der 15.08.2019 – ein Samstag – rückte immer näher. Die zwei Nächte vorher konnte ich kaum schlafen; war unruhig wegen des Fluges und aufgeregt ob des Kommenden. Zudem schloss ich mich mit meinen Freunden aus Studienzeiten kurz wegen eines Treffens.
Samstagmorgen ging es endlich los. Voll bepackt fuhr ich mit dem Bus zum Heidelberger Hauptbahnhof um von dort per S-Bahn nach Mannheim zu fahren. Von dort hing es weiter in einem gut gefüllten ICE weiter zum Frankfurter Flughafen. Ich durfte die halbe Stunde stehen, da ich dummerweise keinen Sitzplatz reserviert hatte – unter herabtropfendem Kondenswasser.
In Frankfurt ging der Marathon los. Ein halber Kilometer zum Terminal. Die Bordkarte hatte ich mir schon am Abend zuvor besorgt und dabei auch den Sitzplatz geändert – fast freie Sicht statt Flügel-Blick. Also nur noch den Koffer abgeben und ab zur Sicherheitskontrolle. Ob der langen Schlange erschrak ich und hatte schon Angst, meine Flug zu verpassen. Dank “Blockabfertigung” ging es dann doch recht fix. Dankeswerterweise hatte sich das Abfluggate geändert und ich einen kürzeren Weg. Um 12:10 Uhr sollte die Maschine abheben, um 11:40 Uhr begann das Boarding. Und schon bald saß ich auf meinem Platz. und saß, und saß. Der Flug war ausgebucht. Ich genoss also das Treiben auf dem Flughafen und ein paar Sonnenstrahlen. Die Zeit verging. Zwischendurch wurden noch Koffer rausgeholt von Passagieren, die nicht mitfliegen würden. Um kurz nach halb eins rollte die Maschine auf das Rollfeld. Wieder begann das Warten. Vor uns warteten noch vier weitere Flugzeuge auf ihren Start. Nach fast einer Stunde ging es endlich los. Durch die Wolken nach Westen und in einer kleine Runde über das riesige Flughafengelände; anschließen nach Norden und über die Wolken in die Sonne.

2. Flug und Ankunft in Landvetter
Tolle Ausblicke auf das Land gab es leider keine, stattdessen viele Wassertropfen. Zwischendurch sah ich in der Ferne riesige Wolkenberge und konnte dann doch einen kurzen Blick auf die dänische Insel Falster erhaschen. Von Schweden sah ich nichts außer Wolken. Erst Sekunden vor der Landung durchbrach die Maschine diese. Beim Anblick der bekannten Landschaft machte sich ein dicker Kloß in  meinem Hals bemerkbar und Tränen wollten raus. War ich wirklich wieder in Schweden? Alles so unwirklich. Es dauerte ein wenig. Landvetter war unter grauen Wolken und es regnete. Um kurz nach eins spazierte ich vom Gate durch den gemütlichen kleine Flughafen zur Kofferausgabe und wurde dort fast Klischee-haft von einem Volvo 120 “Amazon” in Schwarz und Weiß begrüßt. Die Abfahrtzeiten der Busse in die Stadt im Blick behaltend, warte ich auf mein Gepäck. Dieses konnte ich nach etwa 20 Minuten in Empfang nehmen; hatte es extra mit zwei PARTEI-Aufklebern verschönert um es schneller zu finden. Das machte sich jetzt bezahlt.

3. Ankunft in Göteborg und erster Abend
Gegen 15:20 Uhr war ich am Göteborger Hauptbahnhof. Unterwegs hatte ich mir per Västtrafik-App eine 3-Tages-Karte besorgt. Hatte zuerst vermutet, dass diese 3 Kalendertage gelten würde und war überrascht, dass es stattdessen 72 Stunden waren. Die Restzeit wurde mir in der App mitgeteilt. Sowieso würde ich mich umstellen müssen. Bargeld ist in Schweden nahezu ein Fremdwort und fast Alles wird hier mit Karte bezahlt. Dank Info bei meiner Hausbank würde ich in den kommenden Tagen meine Maestro-Karte sehr häufig nutzen dürfen und das Ganze ohne Gebühren.
Ich spazierte durch den Bahnhof auf Drottningtorget zur Straßenbahn und kam in den Genuss eines nicht-klimatisierten Wagens italienischer Herkunft. In der Innenstadt um Brunnsparken war eine Großbaustelle und sehr viele Menschen unterwegs wegen des stattfindenden Kulturfestivals. Keine 10 Minuten später war ich am Ziel “Kapellplatsen” angelangt. Nach kurzem Suchen stand ich vor dem Hauseingang meines zukünftigen Quartiers. Die Gastgeber hatten sich zuvor bei mir gemeldet und mir u.a. den Türcode mitgeteilt. So stand ich in einem alten Gründerzeithaus und begab mich zum genauso alten Aufzug mit vielleicht 80×80 cm Innenfläche,Außentür zum selbst öffnen und Scheren-Schiebetür im Inneren. Rauf zu Etage 4. Ich klingelte und wurde kurz darauf von Roberth begrüßt, der mir die Wohnung und mein Zimmer zeigte. Ganz automatisch sprachen wir nur Schwedisch miteinander. Ob des winzigen Zimmers erschrak ich anfangs. Kurz darauf lernte ich auch helena und den kleine Hund Sally kennen, der mich lautstark begrüßte.
Toll 5. Stock und Blick auf Vasakyrkan. Draußen regnete es immer noch. Auspacken und kurz hinlegen. Ich war fix und fertig.
Ich wusste, dass sich meine Freunde mit mir am Sonntag bei Jonathan und Madeleine treffen würden. Da ich nicht durch den Stadtteil Majorna irren wollte, beschloss ich, die Gegen dort zu erkunden. Zudem hatte ich ein bisschen Hunger und wollte ein paar Kleinigkeiten besorgen.
Gegen 18 Uhr machte ich mich auf den Weg. Zuerst zum nahegelegenen Einkaufs”zentrum” “Landala Torg” und dem dortigen Coop. Ein ziemlich teueres Vergnügen, aber mit Selbstbedienungskasse und speziellen Ausgangsmechanismus. Man musst seine Quittung auflegen um raus zu kommen. Gesagt, getan. ich setzte mich in die Bahn zum Stigbergstorget um dort zu essen. Alles bekannt und doch neu. Vor Jahren hatte ich oft in Stigbergslidens Vandrarhem übernachtet und kannte die Gegend deshalb. Ich aß. Glücklicherweise hatte ich vorher Bargeld besorgt, da in dem Lokal die Kartenzahlung nicht funktionierte.Anschließend fuhr ich weiter zur Station “Ekedal” um dort die Gegend zu erkunden. Auf der Heimfahrt begann es stark zu regnen, sodass ich an der Station “Grönsakstorget” zum Bus sprinten musste. Alsbald schlief ich ein.

4. Eindrücke von meinem Quartier
Nachfolgend ein paar Bilder des alten Hauses und meines Zimmers.
Diese entstanden vor allem am Montag, dem 12.08.2019.

Und ein kurzer Videoschnipsel von der Ankunft des Aufzuges.

Ich spazierte gemütlich weiter zum Näckrosparken, der seinem Name “Seerosenpark” alle Ehre machte.
Von dort aus ging es weiter, vorbei an der Hochschule für Schauspiel und Musik zum Södra Vägen und diesen entlang gen Norden. An der Kreuzung Zur Engelbrektsgatan hatte ich einen wunderschönen Blick auf Vasakyrkan.

Nächster Stopp Götaplatsen – soetwas wie das Herz der Stadt und einer der Touristenmagneten. Hier war ein herrliches Wasserspiel aufgebaut, das die Poseidon-Statue im Hintergrund perfekt einband. Zeit für Bilder; vom Wasserspiel, der Poseidon-Statue und dem wuchtigen Ziegelbau des Kunstmuseums.

Nach einer kurzen Essenspause spazierte ich langsam Richtung Vasapark. Es war grau und tröpfelte gelegentlich. Besonderes Augenmerk richtete ich dabei auf die Gründerzeitarchitektur mit ihren vielfältig gestalteten Fassaden. Obwohl fast alle dieser Häuser aus roten Ziegel bestehen, gleicht keines dem anderen. Alles reich verziert und sehr wuchtig, oft mit 6 Geschossen, an denen sich ein Labyrinth von Balkonen befindet. Ich spazierte durch den Park und weiter zur Vasakyrka. Von dort war es nur noch ein kurzer Weg nach Hause.

Und hier meine kleine Wanderung durch Lorensberg:

In der späten Abenddämmerung sah ich dann die beleuchtete Besucherplattform vom “läppstiftet”. Leider der verrauscht, da am technischen Anschlag der Kamera aufgenommen.

"Läppstftet" bei Nacht
"Läppstftet" bei Nacht

8. Dienstagmorgen, 13.08.2019 – Aussicht auf die Stadt und schnelle Schiff-Fahrt auf dem Fluss
Es sollte der Tag der Tage werden. Hatte mir sehr viel vorgenommen und wollte das sonnige Wetter genießen. 
Zuerst frühstückte ich wieder in der nahegelegenen Bäckerei und fuhr anschließend per Bus in die Stadt zur Haltestelle “Lilla Bommen” es war etwa 11 Uhr und schönstes Wetter. Die Aussichtsplattform, die Ihr im obigen Bild seht, war mein Ziel. Sie öffnete um 11 Uhr und ich wollte sehr früh dort sein. Von der Bushaltestelle war es ein kleiner Fußmarsch über Brücken zum riesigen, modernen, Bürokomplex von Skanska. Dort trat ich ein und wurde, nach Bezahlen von 60 Kronen Eintritt zum Aufzug geleitet. Hoch hinauf in Etage 22. Oben angekommen hatte ich wieder diesen Kloß im Hals. Ein unbeschreiblicher Blick tat sich auf. Die riesige Stadt am Fluss lag mir zu Füßen. Anfangs fotografierte ich durch die Scheiben, um kurz darauf mitzubekommen, dass sich einige davon auch öffnen ließen. Das verbesserte die Bildqualität merklich. Ich ließ es mir auch nicht nehmen, mein Zimmerfenster zu  suchen und fand es auch.
Insgesamt verbrachte ich eine gute halbe Stunde auf der Plattform, ehe es wieder abwärts – und weiter – ging.
Hier ein paar Impressionen:

Nach diesem ersten Höhepunkt begab ich mich auf das Schiff, genauer auf den “Älvsnabben”, der die Stadt über den Fluss mit der nördlich gelegenen Insel Hisingen verbindet und mehrere Haltepunkte hat. Und das Ganze völlig kostenlos mit meiner 3-Tages-Karte. Ich machte es mir auf dem Oberdeck bequem und genoss die Sonne, während ich viele Bilder machte. Von der Endstation “Klippans färjeläge” schlenderte ich zur Straßenbahnstation “Jaegerdorffsplatsen” und wartete dort auf die Bahn, die  mich zu einem weiteren Ziel bringen sollte.

9. Unterwegs in Göteborgs Schären
Ich setzte mich alsbald in die Linie 9 und fuhr durch Majorna und die westlichen Stadtteile nach Saltholmen. Dort wechselte ich auf die Fähre gen Brännö Rödsten. Der Anschluss klappte dank Västtrafik-App perfekt. Ich hatte fast keine Wartezeit.
Und schon wieder war ich auf dem Wasser unterwegs; schon wieder, ohne etwas dafür extra bezahlen zu müssen. Wieder Oberdeck und Sonne pur. Dazu ein leichter Wind. Das kleine Fährschiff flog fast über das Wasser und eröffnete mir immer neue Ausblicke.

Nach einem kurzen Zwischenstopp auf Asperö erreichte die Fähre alsbald ihren Endpunkt “Brännö Rödsten”. Die Insel ist Autofrei, weshalb mich die große Anzahl an Fahrräder und Flakmopeds (3-rädrige Lastenmopeds) kaum überraschte. Ich spazierte los. Eine erste Pause machte ich bei bei dem Café “Brännö Varv”, wo ich ein leckeres Gericht mit Hering und Eiern aß.

Jetzt ging es im Wortsinn aufwärts – zum alten Lotsenturm. Vorbei an kleinen Häusern und über schmale Straßen. Dort las ich ab und zu den Hinweis, das Fußgänger bitte links gehen mögen. Nach wenigen Minuten war ich oben auf dem kleinen Hügel mit dem winzigen roten Häuschen.
Genießen, lange genießen. Die wunderbare Aussicht reichte über die gesamten südlichen Schären der Stadt; nach Westen zum Kattegatt mit seinen vielen Schiffen;  nach Norden zum nördlichen Schärengarten und nach Osten zur Stadt mit vielen markanten Landmarken.
Tief durchatmen. Ich war fast allein. Ab und zu kamen ein paar weitere Besucher. Fast eine Stunde blieb ich hier und genoss die Ruhe. Währenddessen entstanden sehr viele Bilder und ein kleiner Rundschwenk als Film.

Ein bisschen wehmütig stieg ich nach etwa einer Stunde hinab und spazierte gemütlich zum Fähranleger. Dort wartete ich ein paar Minuten auf  das kleine Schiff, das mich zurück nach Saltholmen brachte.

10. Rückfahrt in die Stadt und kleine Wanderung durch Olivedal
In Saltholmen wartete ich auf meine Bahn Richtung Majorna. dabei bemerkte ich, dass an den Bahnen angezeigt wird, in wieviel Minuten sie abfahren. Habe ich hier noch nicht entdeckt. Toller Service!

Mit der 11 fuhr ich zur Station “Majvallen” und wanderte von dort in den Slottsskogen, den größten Park der Stadt. Dort wollte ich den alten Wasserturm besuchen und die Aussicht von dort auf die Stadt genießen. Leider war er geschlossen und nur an wenigen Wochentagen für 45 Minuten geöffnet. So spazierte ich weiter – treppauf, treppab – nach Olivedal. Göteborg ist eine Ansammlung an unzähligen Hügeln auf denen Häuser stehen und die oft auch naturbelassen sind. Das sorgt für sehr viel Grün in der Stadt und  eine Kleinräumigkeit. Zudem gibt es keinen Platz, von dem aus man das gesamte Stadtgebiet überblicken kann. Ich liebe es!
Ich passierte den wuchtigen Ziegelbau der Nordhemsskola und ging anschließend weiter zum Järntorget, wo mich die Straßenbahn nach Hause brachte.
Hier meine kleine Runde und ein paar Bilder davon:

Am Abend traf ich mich mit Jonathan in einer Kneipe in Majorna. Wir redeten fast die ganze Zeit Deutsch und es ging richtig gut. Als der Alkoholpegel etwas gestiegen war, wechselten wir auf Schwedisch. Ein schöner Abend. Tack för det!

11. Mittwochmorgen, 14.08.2019 – Kultur und Natur
Der vorletzte Tag in der Stadt. Ich hatte mir einiges vorgenommen und doch nicht viel. Mein Kopf war voller Ideen und voller Eindrücke der vergangenen Tage. Und diesen wollte ich ganz besonders beginnen – mit einem ganz besonderen Klassiker der Stadt.
Ich setzte mich in die Bahn und fuhr zur Station “Hagakyrkan”. Von dort war es ein kurzer Fußmarsch zum “Café Husaren” in der Haga Nygata. Endlich eine Hagabulle! Diese übertriebene Kanelbulle – groß wie eine kleine Schallplatte. Dazu eine heiße Schokolade. Ich schaffte vielleicht die Hälfte des Gebäckstückes und nahm den Rest mit.

Frühstück
Frühstück

Mein nächstes Ziel war das Kunstmuseum am Götaplatsen und dort vor allem das Hasselblad-Center. Sie war eher enttäuschend und klein, und widmete sich 50 Jahren Mondlandung mit schönen Fotografien. Eigentlich wollte ich nur in diese Sammlung, machte aber dennoch eine Runde durch das Museum mit vielen schönen Bildern der letzten 400 Jahre und atemberaubender Innenarchitektur. Besonders war hierbei vor allem die Fürstenbergsche Sammlung mit Kunst aus der Zeit um 1900.

Nach einer knappen Stunde verließ ich das Museum und setzte mich am Götaplatsen auf einen Stein um das Treiben zu beobachten. Besonders lustig fand ich einen kleinen Hund, der ständig nach einem Ball spurtete, den ihm Herrchen/Frauchen und ein paar Passanten zuwarfen. Süß!
Weniger süß waren die vielen E-Roller an der Straße.
Nach einer Weile lief ich die Kungsportsaveny hinab zum Kungsportsplatsen um in den Park “Trädgårdsföreningen” zu gelangen. Als ich Bilder machen wollte, streikte der Autofokus meines Objektivs. Irgendwie bekam ich es doch zur Mitarbeit überredet, auch wenn es fortan öfter den Dienst versagte und nur unter Widerwillen arbeitete.
Die Stadt ist so grün – überall. Und Trädgårdsföreningenist ein besonderer Ort, befand sich doch hier ein Teil der Stadtbefestigung. Die Anlage hat viel zu bieten – einen schönen Brunnen und ein Tropenhaus ganz aus Glas. Dazu viele interessante Blickwinkel auf die Innenstadt. Ich schlenderte umher und genoss das warme Wetter. Nach vielleicht 2 Stunden fuhr ich heim – Pause.

12. Mittwochnachmittag – Berg und Tal
Ich schlief ein wenig. Kurz vor 17 Uhr begann ich eine letzte kleine Wanderung durch die Stadt. 
Ein Aussichtspunkt in Landala erwies sich als Fehlgriff, weshalb ich weiter zum Skanstorget spazierte um die alte Verteidigungsanlage “Skansen Kronan” zu erklimmen, oder zumindest den Berg auf dem diese steht. Unterwegs kam ich an der alten Stadtbücherei – nunmehr Teil der Universitätsbibliothek vorbei. Hier hatte ich vor 12 Jahren recht viel Zeit verbracht. Auch kleine Details entdeckte ich, wie die Miniskulptur eine Frau auf einem Laternenpfahl. Zudem die viele kleinen Holzhäuser von Haga.

Es ging steil bergauf. Unterwegs eröffneten sich mir ein paar wunderschöne Blicke auf die Stadt. Oben angekommen versuchte ich das Ganze einzufangen. Die Massive alte Schanze mit goldener Krone, dazu alten Kanonen und rauhe, runde Pflastersteine.
Hier oben war ich mitten in der Stadt. Die Sonne wärmte mich, wobei von Westen ein steter Wind blies. Und da war er wieder, der dicke Kloß im Hals. Ich war ihn die letzten Tage nicht so richtig losgeworden. Jetzt schien es, als ob er immer dicker werden würde. Der Abschied rückte näher und doch genoss ich jede Minute in der Stadt. Es entstanden wie viele Bilder. Hier eine kleine Auswahl:

Das war es noch nicht gewesen. Jetzt wollte ich es wissen und einen meiner Lieblingsplätze der Stadt besuchen – Masthuggskyrkan. Die mächtige Ziegelkirche auf dem kahlem Berg. Den Platz, den ich schon sooft besucht hatte und an dem einige meiner besten Bilder entstanden sind. Eine Art Sehnsuchtsort in Göteborg.
Ich wanderte vorbei an der Oscar-Frediks-Kyrka und hinauf nach Masthugget; durch ein modernes Wohngebiet gelangte ich zu diesem brutalen und Ehrfurcht-einflößenden Bau – eine der Landmarken der Stadt.
Gern dürft Ihr zählen, auf wievielen Bildern in diesem Artikel ich diese Kirche verewigt habe. Viel Spaß.
Ich kam oben an und war fast allein. Die Sonne stand noch recht hoch am Himmel. So kletterte ich über die kahlen Felsen und ließ den Blick über die Stadt auf mich wirken. Ein unbeschreibliches Gefühl von Erhabenheit machte sich in mir breit. Irgendwann wechselte ich die Seite und setzte mich auf eine Bank an der Mauer mit Blick auf Älvsborgsbron und die Sonne. Ich entdeckte ein auslaufendes Fährschiff, Vögel und nur wenige Menschen. Sonnenbad. Mein Kopf war voll und doch leer. Ich konnte kaum klare Gedanken fassen und genoss einfach diese letzten Stunden in der Stadt.
Mit der Zeit füllte es sich. Pärchen, Touristengruppen. Die hatten es wohl auf den Sonnenuntergang abgesehen. da ich mit Jonatan und dessen freundin in einem nahegelegenen Café verabredet war, trat ich nach über einer Stunde den Rückweg an durch Masthugget und Olivedal zur Nordensköldsgatan. Dort machten wir uns eine gemütliche Zeit, die mir den Abschied versüßte.

Und hier meine kleine Wanderung über die Berge:

13. Donnerstag, 15.08.2019 – Abschied im Regen und Rückreise
Ich bekam kaum ein Auge zu. Am Abend hatte ich noch  meine Bordkarte fertig gemacht und dabei auch wieder auf einen Sitzplatz mit freier Sicht nach unten gewechselt. Gegen 8 Uhr erwachte ich und packte meine Sachen zusammen. Dabei vergaß ich mein Ladegerät für die E-Akkus im Zimmer. Ich hielt noch einen kleinen Plausch mit Helena ehe ich letztmals mit dem alten Aufzug fuhr.
Um kurz nach 9 Uhr stand ich an der Haltestelle und fuhr mit der Bahn zum Drottningtorget. Es nieselte – zum Abschied typisches Göteborger Wetter. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Flygbuss erreichte ich Landvetter kurz nach 10 Uhr. Koffer abgeben und dann durch die Sicherheitskontrolle zum Gate. Es wirkte hier alles so gemütlich und irgendwie winzig. Die halbe Stunde Wartezeit bis zum Bording verging recht schnell. Ich kaufte noch ein paar Sachen und eine Zeitung an er Selbstbedienungskasse. Alsbald saß ich im Flugzeug, das um kurz vor 12 Uhr abhob, diesmal nicht ausgebucht. Da war dieser Kloß und ein paar Abschiedstränen, die rauswollten, aber nicht konnten. Es ging durch die Wolken. Ein paar letzte Fetzen Land und ein paar Inseln vor der Küste Hallands konnte ich erspähen, dann war es vorbei. Alles weiß unter mir. Ich las Zeitung und war wehmütig; überlegte mir, wie ich die lange Wartezeit in Frankfurt füllen könnte. Ich hatte extra ein großes Zeitpolster eingeplant, was in etwa 2 Stunden Leerlauf mündete.
Gegen 13 Uhr landete die Maschine auf der Startbahn West des Frankfurter Flughafens. Erst spät hatte ich ein bisschen was von der Rhein-Main-Region erspähen können. Raus aus dem Flugzeug ab in den Bus zum Terminal. Danach eine kleine Weltreise zum Kofferband.
Zurück in Deutschland. Warten auf das Gepäck. Komisches Gefühl irgendwie. Kurz nach halb zwei hatte ich meine Sachen zusammen und setzte mich in ein Café im Ankunftsbereich. Statt selbstständiger Kartenzahlung machte die Mitarbeiterin es selbst – war nicht anders möglich. Merkwürdig, wenn man aus Schweden anreist.
Warten. Kleiner Spaziergang durch das Terminal und Dampfen in der Sonne. Danach zum Fernbahnhof und Zeitung lesen. Der ICE war fast pünktlich. Ich war aber so verpeilt und steig in die 1.-Klasse-Wagen ein. Und lief auch noch in die falsche Richtung zum vorderen Ende des Zuges. Schwarzfahren wollte ich nicht, also schaute ich in der DB-App, wo denn die 2. Klasse sei – fünf Wagen hinter mir. Es folgte ein kleiner Spaziergang durch den Zug mit anschließendem Stehplatz (ohne tropfendes Kondenswasser!) bis Mannheim.
Um kurz vor vier war ich zurück in Rhein-Neckar und sprintete zu meiner S-Bahn gen Karlsruhe. So umging ich den Heidelberger Hauptbahnhof und einmal umsteigen. In Kirchheim/Rohrbach verließ ich den Zug und wartete. Und wartete. Etwa 20 Minuten in der warmen Sonne auf meinen Bus. Gegen 17 Uhr war ich zurück auf dem Emmertsgrund – endlich daheim und völlig fertig nach dieser Reise.

14. Abschluss
Es ist mittlerweile Sonntagmorgen gegen 3 Uhr. Über 6 Stunden habe ich an diesem Text geschrieben und währenddessen den Klängen von Jean-Michel Jarre und Kraftwerk gelauscht. Es gibt noch soviel zu erzählen. So richtig habe ich diese Reise noch nicht verarbeitet. Das wird noch dauern. Festzuhalten bleibt Folgendes:
5 Tage waren viel zu kurz. Sie waren sehr intensiv und schön.
In Göteborg fühle ich mich ein bisschen daheim. Das liegt zum Einen an der Sprache. Ich hatte keine Situation, die sich nicht auf Schwedisch klären ließ. Oftmals hatte ich den eindruck, nicht als Ausländer erkannt zu werden. Es war bei mir ein Automatismus, in Schweden Schwedisch zu sprechen. Und es fiel mir oft schwer bei meinen Freunden, die sehr gut Deutsch können, die Sprache zu wechseln. Schwedisch fühlte sich einfach natürlicher an. Zudem liegt mir die Mentalität der Stadt. Sie strahlt so eine Offenheit aus.
Göteborg ist eine Stadt der Gegensätze. Sie ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Das habe ich erstmals bewusst mitbekommen. Gerade um das Zentrum wird viel gebaut. Ich habe mich bewusst auf die Verschiedenartigkeit der Architektur eingelassen und sie versucht zu dokumentieren. Das kleine Zentrum “Inom Vallgraven” passt so überhaupt nicht zu dieser großen, internationalen Stadt – gefühlt stellt dieser Ursprungsort einen großen Gegenpol zur modernen Stadt dar. Das betrifft auch das Straßenbahnnetz. Es macht Spaß mit den Blau-Weißen Trams unterschiedlichen Alters zu fahren. Und doch geht es oft langsam und quietschend voran. Zudem gibt es noch ganz alten Wagen, bei denen man die Türen selbstständig per Hand aufdrücken muss – ein schöner Anachronismus. Und doch macht genau das diese Stadt aus.
Und Göteborg ist grün – sehr grün! Es hat eine sehr lebhafte Café- und Kneipenszene. Für fast alle Wünsche gibt es den passenden Platz.

Diese Reise hat meinen Wunsch verstärkt, irgendwann in die große Stadt an der Westküste zu ziehen.

Ich danke Euch, dass Ihr mir auf meiner Reise gefolgt seid.
Tusen tack och ha det gôtt!

— SnusTux|René M. – 18/08-2019